Support für eingestellte Anwendung

[shmia]

Gibt es eigentlich irgendwelchen gesetztliche Bestimmungen,
wie lange eine Anwendung vom Hersteller unterstützt werden muss,
nachdem er die Weiterentwicklung der Anwendung eingestellt hat?

Welche Rechte hat ein Benutzer, der z.B. 5 Monate nachdem er eine Anwendung
gekauft hat, mitgeteilt bekommt, dass die Anwendung nicht mehr unterstützt wird
und auch kein Nachfolgeprodukt hergestellt wird?

[Sherlock]

Im Prinzip definierst Du die Lebensdauer Deines Produktes, aber vorher, nicht nachher. Den Support musst Du auch mit angemessener Frist kündigen. Macht ja MS genauso.

Sherlock

[HeikoAdams]

Also IMHO dürften auf jedenfall die gesetzliche Gewährleistungsfrist gelten, die AFAIR bei Neuware 2 Jahre beträgt. Ob da für Software irgendwelche Sonderregelungen gibt, weiss ich nicht. Im Zweifelsfall würde ich mich an einen fachkundigen Anwalt wenden.

[himitsu]

du könntest ja auch mal nett anfragen, ob die Firma die Sourcecodes rausrückt, so daß du den Support für dich selber übernehmen könntest :roll:

Für Software hab ich aber noch von keiner Mindestsupportlaufzeit gehört ... wäre auch noch schöner, wenn ich ein Programm entwickle, das jetzt läuft und abgesehn von der Behebung größerer/gefählicher Mängel damit nix mehr zu tun haben will.


Wie alt ist denn die Software (wann wurde sie erstellt bzw. zuletzt geupdatet)
und war im Kaufvertrag irgendwo von Support die Rede?

[shmia]

Zitat:

Zitat von himitsu

du könntest ja auch mal nett anfragen, ob die Firma die Sourcecodes rausrückt, so daß du den Support für dich selber übernehmen könntest

Naja, meine Firma (in der ich arbeite) besitzt ja den Sourcecode und ist der Hersteller. (Das hätte ich wohl gleich sagen sollen :? )
Unsere Kunden sind sehr stark abhängig von der Software und trotzdem
meinen einige Erbsenzähler bei uns, dass sich das Produkt nicht rechnet.
Sie rechnen falsch, den die Software generiert jede Menge Umsatz beim Verkauf unserer Hardware.

Jetzt würden mich die Konsequenzen interessieren, damit ich Argumente für den Erhalt des Produkts habe.

>>Im Prinzip definierst Du die Lebensdauer Deines Produktes, aber vorher, nicht nachher
Es gibt meines Wissens keine vertraglichen Vereinbarungen mit den Kunden über die Dauer des Supports.

[Matze]

Zitat:

Zitat von shmia

Sie rechnen falsch, den die Software generiert jede Menge Umsatz beim Verkauf unserer Hardware.

Wäre es nicht das Sinnvollste diese Nachweise offen zu legen und damit zu argumentieren?

Sorry für das bisschen Off-Topic. Das nur als alternativen Ansatz.

Grüße, Matze

[Reinhard Kern]

Zitat:

Zitat von shmia

Gibt es eigentlich irgendwelchen gesetztliche Bestimmungen,
wie lange eine Anwendung vom Hersteller unterstützt werden muss,
nachdem er die Weiterentwicklung der Anwendung eingestellt hat?

Welche Rechte hat ein Benutzer, der z.B. 5 Monate nachdem er eine Anwendung
gekauft hat, mitgeteilt bekommt, dass die Anwendung nicht mehr unterstützt wird
und auch kein Nachfolgeprodukt hergestellt wird?

Hallo,

zunächst mal garkeine, du hast ja deine Anwendung und kannst damit arbeiten. Schwieriger wird es, wenn was nicht funktioniert, da greift zunächst mal die Gewährleistung und ev. auch eine freiwillig übernommene Garantie. Die könnten aber theoretisch auch zur Erstattung des Kaufpreises führen (SEHR unwahrscheinlich), insofern kannst du niemand zwingen, noch was am Programm zu ändern. Es geistern oft noch Jahreszahlen herum, wie lange Ersatzteile zu liefern sind, was ein vergleichbares Problem ist, aber die treffen nicht zu, es gibt darüber keine Gesetze.

In der Praxis scheiterst du meistens schon daran, überhaupt noch eine Adresse zu finden, und wenn z.B. die Fa. in Insolvenz ist, wirst du beim Insolvenzverwalter auch auf Granit beissen.

"Unterstützung" ist sowieso ein dehnbarer Begriff, wenn ein Hotline zuviel kostet, wird sie dichtgemacht, Punkt. Neueste Auswüchse bei Telefon-Providern: kostenlose Hotlines gibt es nur für NICHT-Kunden, sobald du Kunde bist, darfst du nur noch auf extrem teure Hotlines zugreifen.

Gruss Reinhard

[HeikoAdams]

Zitat:

Zitat von shmia

Unsere Kunden sind sehr stark abhängig von der Software und trotzdem meinen einige Erbsenzähler bei uns, dass sich das Produkt nicht rechnet.

Ein Grund mehr, zumindest für einen adäquaten Nachfolger zu sorgen, falls ihr das Produkt tatsächlich einstellt. Ansonsten dürftet Ihr Euch sehr schnell sehr unbeliebt machen.

Zitat:

Zitat von shmia

Sie rechnen falsch, den die Software generiert jede Menge Umsatz beim Verkauf unserer Hardware.

Lässt sich das objektiv belegen?

Zitat:

Zitat von shmia

Jetzt würden mich die Konsequenzen interessieren, damit ich Argumente für den Erhalt des Produkts habe.

Also die naheliegenste Konsequenz dürften wohl einige stinksauere (Ex)Kunden sein.

BTW: Über welche Preiskategorie sprechen wir hier eigentlich?

[mjustin]

Eventuell ein passender Artikel hierzu:

Zitat:

Pflegenotstand
Zur Laufzeit von Software-Wartungsverträgen

Häufig fehlen in Pflegeverträgen elementare Regelungen, sogar zur Laufzeit des Vertrags. Welch gravierende Folgen dies für den Anwender haben kann, zeigt eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Koblenz.

http://www.heise.de/kiosk/archiv/ct/2006/16/168

(40 Cent)

[Bernhard Geyer]

Zitat:

Zitat von shmia

Es gibt meines Wissens keine vertraglichen Vereinbarungen mit den Kunden über die Dauer des Supports.

Dann werden hier gesetzliche Regelungen gelten - sprich: bis zu 2 Jahren seit ihr zu Fehlerbehebung verpflichtet, bei Sicherheitskritischen (Gefahr für Leib und Leben) für die gesamte Lebendsdauer des Produktes (hier der HW).

[HeikoAdams]

Zitat:

Zitat von Bernhard Geyer

... bei Sicherheitskritischen (Gefahr für Leib und Leben) für die gesamte Lebendsdauer des Produktes (hier der HW).

Wobei ich mich grade frage, wie aus einem Softwarefehler eine Gefahr für Leib und Leben resultieren soll bzw. wie man den entsprechenden Zusammenhang konstruiert. Das einzige, was mir da einfallen würde, wären schlampig programmierte Treiber für HW.

Aber wie bereits gesagt: Im Zweifelsfall dürfte ein fachkundiger Rechtsanwalt der kompetentere Ansprechpartner sein.

[himitsu]

Zitat:

Zitat von HeikoAdams

Wobei ich mich grade frage, wie aus einem Softwarefehler eine Gefahr für Leib und Leben resultieren soll bzw. wie man den entsprechenden Zusammenhang konstruiert.

Wie war das damals mit der Ariane 5?

eine kleine Variable, welche in der Ariane 4 noch ausreichte, war für die 5 zu klein .... Integerüberlauf ...... *bumm*

[HeikoAdams]

Zitat:

Zitat von himitsu

Wie war das damals mit der Ariane 5?
eine kleine Variable, welche in der Ariane 4 noch ausreichte, war für die 5 zu klein .... Integerüberlauf ...... *bumm*

Okay, danke für den Hinweis.

[Luckie]

Zitat:

Zitat von HeikoAdams

Wobei ich mich grade frage, wie aus einem Softwarefehler eine Gefahr für Leib und Leben resultieren soll bzw. wie man den entsprechenden Zusammenhang konstruiert. Das einzige, was mir da einfallen würde, wären schlampig programmierte Treiber für HW.

Sehr schöne Seite dazu: Warum explodierten Mariner 1, Ariane 5, ... oder: Was kümmern mich die Probleme der Datenverarbeitung?

[HeikoAdams]

Zitat:

Zitat von Luckie

Sehr schöne Seite dazu: Warum explodierten Mariner 1, Ariane 5, ... oder: Was kümmern mich die Probleme der Datenverarbeitung?

Also wenn man das so liest, dann weiss man echt nicht, ob man :lol: oder :cry: soll. :coder2:

Edit: Wo wir grade bei Programmierfehlern sind: http://winfuture.de/news,48487.html :wall:

[Blup]

Zitat:

Zitat von shmia

Gibt es eigentlich irgendwelchen gesetztliche Bestimmungen,
wie lange eine Anwendung vom Hersteller unterstützt werden muss,
nachdem er die Weiterentwicklung der Anwendung eingestellt hat?

Ob der Hersteller die Weiterentwicklung einstellt oder nicht, ist allein seine Sache, es sei den es ist vertraglich anders mit dem Kunden vereinbart. Der Begriff "unterstützt werden" ist ziemlich schwammig.

Zitat:

Zitat von shmia

Welche Rechte hat ein Benutzer, der z.B. 5 Monate nachdem er eine Anwendung
gekauft hat, mitgeteilt bekommt, dass die Anwendung nicht mehr unterstützt wird
und auch kein Nachfolgeprodukt hergestellt wird?

Allerdings hat er weiterhin die Pflichten aus der Gewährleistung/Garantie.
Der Kunde hat die Lizenz in gutem Glauben mit einer gewissen Erwartung an die Mindestnutzungsdauer erworben.
Für die Nutzung sind unter Umständen Anpassungen an neue gesetzliche Regelungen oder ähnliches erforderlich.
Diese Leistungen müssen durchaus nicht kostenlos erbracht werden, wobei der Begriff angemessene Bezahlung sehr dehnbar ist.
Der Kunde sollte zumindest ausreichend lange vorher informiert werden, ab wann er solche Leistungen nicht mehr beziehen kann, damit sich dieser erforderlichen Falls eine Alternativlösung suchen kann (theoretisch könnte es sonst zu Schadensersatzansprüchen kommen). Wird dadurch die erwartete Mindestnutzungsdauer eingeschränkt, hatt der Kunde eventuell Ansprüche auf Erstattung eines Teils des ursprünglichen Erwerbspreises. Für solche Fälle gibt es nach meiner Kenntnis aber keine einheitliche gesetzliche Regelung.

Den Artikel aus der c´t kann ich zu diesem Thema empfehlen.