Delphi-PRAXiS
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Perlsau 22. Jul 2011 12:41

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von Bjoerk (Beitrag 1113028)
Du überlegst Dir, wie lange ein Delphi-Experte dafür brauchen würde. Dann multiplizierst du die Stundenzahl mit € 119,-/h. Das ist der Preis, den du verlangen kannst. Mehr zahlt kein Mensch, auf weniger lässt Du dich aber auch nicht ein. Und gaaaaaanz wichtig, Teilauszahlungen und ein Vertag, der eine Ausstiegsklausel für dich beinhaltet, falls diese nicht gezahlt werden.

119 Euro pro Stunde? Das bekommst du so gut wie nirgendwo, sieht man einmal von Banken und Versicherungen ab, die Großprojekte in Auftrag geben. Den meisten potentiellen Auftraggebern, die mir bislang über den Weg gelaufen sind, waren sogar meine 60 Euro Stundenlohn zu viel: "Dann würde so ein Programm ja mehr als 10.000 Euro kosten" höre ich oft in Verhandlungen, wenn es z.B. um eine komplette Artikel- und Lagerverwaltung mit Rechnungs-, Lieferschein- und Bestellausgabe, zahlreichen Eingabemasken, Artikelgruppenerstellung, Merkmaleditor, XML-Ausgabe für Web-Publishing und Katalogerstellung und andere Schnittstellen usw. geht. Daß ich davon meinen Lebensunterhalt bestreiten muß, interessiert den Kunden herzlich wenig. Wenn ich auf die verfügbaren Programme "von der Stange" verweise, meckert der Kunde, daß die nicht für seine Bedürfnisse taugen würden. Meist kontere ich dann mit dem Hinweis auf all die vielen Stunden Arbeitszeit, die der Kunde mit meiner Anwendung einsparen könnte und frage ihn, ob das den Aufwand nicht lohne doch lohne. Nur wenige lassen sich darauf ein, denn dann müßten sie ja ehrlich bezahlen! Meist entgegnen sie dann mit der Drohung, daß sie sich dann eben einen anderen suchen, es gäbe ja angeblich genug. Oft werde ich auch auf die herrschende Arbeitslosigkeit hingewiesen und daß ich froh sein solle, überhaupt einen Auftrag zu erhalten ... Ich sag ja, Bescheißen, Betrügen und Über-den-Tisch-Ziehen scheinen heute ganz normal zu sein ...

Und ein Pflichtenheft will auch fast keiner erstellen oder überhaupt diskutieren. Festpreis, Festpreis, und dann nach und nach immer mehr Features anfordern, die angeblich selbstverständlich wären ... Der letzte Kunde, den ich oben bereits erwähnte, behauptete sogar, in der Zeit, in der er benötigen würde, um ein Pflichtenheft zu erstellen, hätte er die Aufgabe selbst erledigt. Dann soll er's doch selber machen!

RWarnecke 22. Jul 2011 12:49

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Wow, ich bin begeistert, wieviele Antworten es zu diesem Thema gibt.

Ich habe jetzt mein Angebot fertiggeschrieben und dem Kunden die Option für Erweiterungen offen gelassen. Im Angebot gibt es eine Aufstellung, wieviel Zeit ich zirka für bestimmte Bereiche brauche und einen entsprechenden Stundenlohn. Ich werde jetzt mal sehen, ob mein Kunde den Auftrag annimmt oder nicht. Wenn nicht, wird nachverhandelt, ich hoffe das passiert nicht.

Memnarch 22. Jul 2011 15:44

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
@RWarnecke: sofern es keine probleme verursacht wäre ich an dem ungefähren ausgang interressiert.

MFG
Memnarch

RWarnecke 22. Jul 2011 17:15

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Ich werde davon berichten, wie es ausgegangen ist.

blackfin 22. Jul 2011 20:06

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Meist entgegnen sie dann mit der Drohung, daß sie sich dann eben einen anderen suchen, es gäbe ja angeblich genug. Oft werde ich auch auf die herrschende Arbeitslosigkeit hingewiesen und daß ich froh sein solle, überhaupt einen Auftrag zu erhalten
Ich musste schmunzeln :-) Im Webseiten-Sektor ist das noch schlimmer, da kommen die Drohungen sofort. "Waaaas, soviel für eine Webseite? Ihr Angebot ist ein Wucher! Es gibt Studenten, die machen das für 1000 Euro pauschal.".

Ja, machen sie, und bei so einer Drohung kann man inzwischen auch schmunzeln. Der Kunde kommt dann nämlich nach einem Jahr wieder an und klingelt an der Tür, weil er die 1000 Euro falsch angelegt hat und nun doch etwas vernünftiges will, weil der Student prozedural ohne Framework oder, wenns ganz schlimm kommt, mit einem CMS gearbeitet hat, das er nicht versteht :-D

Perlsau 23. Jul 2011 03:07

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von blackfin (Beitrag 1113106)
Zitat:

Meist entgegnen sie dann mit der Drohung, daß sie sich dann eben einen anderen suchen, es gäbe ja angeblich genug. Oft werde ich auch auf die herrschende Arbeitslosigkeit hingewiesen und daß ich froh sein solle, überhaupt einen Auftrag zu erhalten
Ich musste schmunzeln :-) Im Webseiten-Sektor ist das noch schlimmer, da kommen die Drohungen sofort. "Waaaas, soviel für eine Webseite? Ihr Angebot ist ein Wucher! Es gibt Studenten, die machen das für 1000 Euro pauschal.".

Die Ursache deines Schmunzelns wird, wie ich schätze, wohl weniger die herbe Erwerbsmoral deiner Kundschaft als vielmehr das Wiedererkennen deines Ärgers über diese Leute sein.
Zitat:

Zitat von blackfin (Beitrag 1113106)
Ja, machen sie, und bei so einer Drohung kann man inzwischen auch schmunzeln. Der Kunde kommt dann nämlich nach einem Jahr wieder an und klingelt an der Tür, weil er die 1000 Euro falsch angelegt hat und nun doch etwas vernünftiges will, weil der Student prozedural ohne Framework oder, wenns ganz schlimm kommt, mit einem CMS gearbeitet hat, das er nicht versteht :-D

Von denen, die ich abgelehnt habe, ist noch keiner wiedergekommen, weil ein anderer Programmierer Mist gebaut hatte. Bislang hat sich nur ein einziger Auftraggeber, dem der Stundenlohn erst zu hoch war, von meinen Argumenten überzeugen lassen und dennoch eine Anwendung bestellt. Am meisten geärgert hab ich mich über einen potentiellen Kunden, der von mir erwartet hatte, daß ich mich für ein paar hundert Euro in einen umfangreichen Fremdcode einarbeite, der weder eine einzige Kommentarzeile enthielt noch von ihm selbst programmiert war, und danach gewisse Änderungen durchführe. Allein das Analysieren der knapp 30 Units hätte mindestens 4-6 Wochen täglicher 10-stündiger Arbeitszeit inkl. Sonn- und Feiertagen benötigt. Meine Ablehnung provozierte eine ziemlich böse Beschimpfungsmail ... Einmal meinte einer ganz empört: "Für das Geld kann ich mir ja einen Neuwagen kaufen!" Ich entgegnete: "Wenn Sie lieber ein Auto kaufen wollen, sind Sie bei mir verkehrt, ich verkaufe keine Autos."

Daher biete ich häufig Ratenzahlung an, um den offensichtlichen Schock über die anstehenden Kosten etwas zu mildern. Ich weiß ja, daß meine Kundschaft nicht gerade im Geld schwimmt, ich programmiere nun mal für den unteren Mittelstand.

Mithrandir 23. Jul 2011 07:51

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zum Thema Schätzen hab ich noch einen Interessanten Blogeintrag gefunden: Widerspruch gegen das Schätzen

jobo 23. Jul 2011 09:09

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Ein interessanter Artikel , richtig, aber auch etwas widersprüchlich.
Er spricht gegen das Schätzen, schränkt es aber am Ende auf "das Komplexe" ein.

Wenn ich für den Lackschaden meines Autos Mr.Smartrepair bestelle, klappt seine Zeit-/Kostenschätzung ganz gut. Das Problem ist ohne weiteres erfassbar, er ist entsprechend ausgebildet und hat die richtigen Werkzeuge.

So funktioniert Schätzen.

Ein sehr schönes Gegenbeispiel sind z.B. die Wirtschaftsprognosen, die namhafte Unternehmen, Wirtschaftsweise abgeben. Da hat es in der Rückschau glaube ich noch nie eine Prognose gegeben, die man hätte ernst nehmen können (also eine verlässliche, nutzbare).

freeway 27. Jul 2011 17:18

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
wobei du nicht abschätzen kannst das dieses Produkt (Mr.Smartrepair) sein Werbeversprechen einhalten kann ;)
davon mal abgesehen, interessant & informativ ist dieser Thread allemal

FredlFesl 28. Jul 2011 06:28

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von Bjoerk (Beitrag 1113039)
Zitat:

Zitat von FredlFesl (Beitrag 1113032)
Andere Vorgehensweisen: "Erstmal einen Fuß in die Türschwelle", "Salamitaktik" (D.h. Grundversion für wenig Geld und jedes Add-On teuer bezahlen, usw.

Das funktioniert nur bei nur einer Standardsoftware mit vielen Kunden. Bei Exklusivaufträgen ist es anders, damit ruinierst du deinen Ruf. Dann heißt es, das letzte Mal haben Sie es auch für so wenig gemacht... Respekt muß man sich verdienen, Sonst kommst du in die Abwärtsspirale, die Perlsau schön beschrieben hat.

Quatsch. Die Salamitaktik ist gang und gäbe und für beide Seiten von Vorteil. Beispiel?

1. Es muss natürlich zunächst eine Anforderungsanalyse erstellt werden. Die kostet Geld, der Kunde hat den Vorteil, das er weiss, was es gibt und was er will. Er ist nach dieser Arbeit weiterhin frei in der Wahl des Auftragnehmers.
2. Dann wird ein Pflichtenheft erstellt. Die enthält nur die wichtigen Funktionen. Die kostet Geld, aber der Kunde hat den Vorteil, das er nun weiss, was er bekommt. Er ist nach dieser Arbeit weiterhin ....
3. Nun wird ein Prototyp erstellt, damit später bloß nichts schiefgeht. Das kostet Geld, aber der....
4. Dann wird die erste Grundversion erstellt. Kostet natürlich.
5. Änderungen, die natürlich nicht in der Spec stehen, fließen hier ein. Kostet natürlich wieder Geld.....
6. Dokumentation und Training sind auch wichtig.... Autsch, kostet.
7. Nun kommt der Appetit beim Essen, also will der Kunde noch eine Zusatzfunktion. Entweder anfixen oder gleich abkassieren...
usw. usw. usw.

Jeder Schritt wird mit dem Kunden besprochen und separat abgerechnet. Er hat jederzeit den Überblick, was Du leistest und was er bekommt. Er kann jederzeit aussteigen und den Auftragnehmer wechseln, denn alles ist dokumentiert. Nennt sich Transparenz und sorgt für Kommunikation auf Augenhöhe.

Für die Abwärtsspirale bist Du selbst verantwortlich, ebenso wie für den (fehlenden) Respekt auf Kundenseite.
Nicht jeder ist ein guter Verkäufer.


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