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Re: Outsourcing / insourcing?
6. Dez 2009, 01:41
Hallo sx2008,
der Ansatz ist meiner Meinung nach schon falsch. Wenn man den Sourcecode nach Indien gibt, macht man das vor allem, um ihn dann dort zu lassen und um ihn in Indien weiter zu verbessern, zu vervollständigen und pflegen zu lassen. Man will letztendlich Kosten sparen, da man auf diese Weise für bedeutend weniger Geld erfahrene Programmierer an den Sourcecode setzen kann. Man muss sich dabei aber darüber im Klaren sein, dass dabei nicht nur der Sourcecode übergeben wird, sondern das die gesamte weitere Pflege des Sourcecodes einer neuen Entwicklungskultur unterworfen wird (Kultur im Sinne der Art und Weise der Durchführung solcher Projekte). Unter anderem auch durch diesen Kulturwechsel ergeben sich oft die Kosteneinsparungen - wenn man es richtig macht und nicht zu naiv an die Sache ran geht.
Was Du da beschreibst, ist genau genommen doppeltes Outsourcing. Nach der Umwandlung nach Java kommt der neue Sourcecode zu Euch zurück - der Prozess ist durchaus vergleichbar mit dem Prozess der Übergabe des ursprünglichen Sourcecodes an Euren dortigen Partner. Neben den Kosten für das eigentliche Oursourcing müsst Ihr also auch an die Kosten denken, die beim "Insourcing" der gewandelten Sourcecodes entstehen. Die sind nicht unerheblich.
Nun habe ich keine Ahnung, wie groß und umfangreich Euer Projekt ist. Aber ich habe die starke Vermutung, wenn Ihr Euch klar darüber werdet, wie hoch die "Insourcingkosten" sein werden, habt Ihr spätestens zu diesem Zeitpunkt auch einen ungefähren finanziellen Rahmen, der alternativ für die Umsetzung des Vorhabens im eigenen Haus verwendet werden kann (und sollte).
Outsourcing funktioniert (meistens) nur in eine Richtung. In Indien (und in anderen Ländern natürlich) hat man die Kompetenzen dafür. Genau diese Kompetenzen müsstet Ihr haben, wenn Ihr zum Abschluss den Java Sourcode übernehmen wollt.
Wenn Ihr die Möglichkeit habt, besucht die für Euch in Frage kommenden Partner direkt vor Ort und stellt denen Euer Projekt vor. Ihr werdet auf professionelle Menschen treffen, die Euch von Eurem Vorhaben abraten werden. Wir hatten damals das Glück, auf Partner zu treffen, die unsere damalige Naivität bezgl. Outsourcing schnell erkannten und uns auf die Gefahren und tatsächlichen Kosten eines Outsourcing-Prozesses hingewiesen haben.
Der Begriff Outsourcing macht schnell die Runde, wenn es in Softwareentwicklungsprojekten zu Problemen kommt. Outsourcing gilt oft noch als Allheilmittel für solche Probleme. Aber die wenigsten Entwickler und Projektmanager sind sich darüber im Klaren, welche Code- und Projektqualität sie erreicht haben müssen, um ein Projekt in den Händen zu haben, das überhaupt für ein Outsourcing qualifiziert ist.
Der erste Schritt wäre also festzustellen, ob man die benötigte Code- und Projektqualität überhaupt schon erreicht hat. Wer ein Projekt vor dem Outsourcing "bewahren" möchte, hat hier bereits die besten Angriffspunkte.
Fred
Nachtrag: Man muss übrigens keine Angst davor haben, seine Source Codes nach Indien zu geben und sie tauchen dann später in Konkurrenzprodukten auf. Die Gesetzgebung in Indien ist da extrem vorteilhaft in Richtung der Auftraggeber. Das Outsourcing wird von staatlicher Seite als eine der wichtigen Einnahmequellen betrachtet und wird dementsprechend auch von staatlicher Seite umfangreich vor Missbrauch geschützt. Und das mit Erfolg. Mir sind in Indien keine Vorfälle bekannt, wo im Rahmen eines Outsourcing-Projektes Quellcodes unautorisiert verwendet wurden.
Fred Ahrens (ZeeBORN GmbH)
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