Zitat:
Aus dem Raster fällt man dann nur raus, wenn man sich in keinster Weise auffällig verhält. Wenn man also keine "seltsamen" Freunde hat und wenn man kein Gesellschaftskritiker ist.
Falsch. Die Rasterfahnung soll ja gerade unauffälliges Verhalten sichtbar machen. Exakt dies ist die technologische Zielsetzung. Man versucht quasi eine Mustererkennung komplizierter und nicht offensichtlich zusammengehöriger Verhaltensweisen als Muster zu detektieren. Demzufolge kann man je nach Parametrisierung bei der Rasterfahnung eben auch das Muster "wer ist unauffälig" als Zielvorgabe definieren und bekommt entsprechnede Antworten. Aus dieser technologischen Logik heraus wird klar ersichtlich welche Rahmenbedingungen dazu notwenig sind. Als aller wichtigste Rahmenbedingung gilt demnach: sammele alles was du sammeln kannst und über Jeden den man was sammeln kann. Nur dann wird Rasterfahndung wirklich effektiv.
Absichtliches unauffälliges Verhalten verstösst demnach ganauso gegen die Durchschnittsnorm wie auffälliges Verhalten. Selbst die Nichtpräsenz einer potentiellen Zielperson im Internet kann damit schon als auffällig erkannt werden. Jedweiges Verhalten abseits der Norm wird detektiert, der langfristige Lerneffekt der Bürger besteht darin sich zu uniformieren. Aus Vielfalt wird ein grauer Einheitsmischmasch, im Verhalten der Bürger. Das Gesamtsystem der verwertbaren Informationen strebt gegen Noise, sei es aus passiver oder aktiver Verhaltensänderung der Bürger gegen das System. Je stärker das System gegen Noise strebt desto weniger aussagekräftig sind seine Prognosen. Rasterfahnung als mathematisches System mit intelligenten Akteuren wird also immer weniger aussagekräftig je stärker das Feedback der Prognosen der Rasetrfahndung das informelle Leben der Akteure beeinflusst. Also je stärker das Instument Rasterfahnung für/gegen die Akteure ausgenutzt wird desto sinnfreier wird das gesammte System.
Beispiel: Google benutzt Rasterfahndungsinstrumente um die Suchanfragen der Benutzer zu optimieren und zu personalisieren. Nun beginnen sich diese Akteure mit speziellen Plugins zb. für Firefox zu wehren indem sie Zufallsanfragen automatisiert an Google senden, das ist die Feedback-Schleife. Die eigentlich wichtige Information, nämlich was sucht der Benutzer bei Google, verschwindet zwischen Noise. Da dies mathematisch quasi unterhalb der Rauschgrenze erfolgt kann dies nicht detektiert werden. Es gibt also math. beweisbar keine Möglichkeit mehr die relevanten Suchanfragen von den zufälligen zu trennen.
Die gleiche Thematik betrifft Steganografie, also das Verstecken von Informationen in anderen Informationen. Da die tägliche weltweite generierte Datenmenge an Informationen immer weiter und immer schneller wächst, quasi die Entropie im Gesamtsystem sich immer weiter reduziert und damit jeder Internetbenutzer immer mehr Noise produziert (siehe Youtube
) wird es immer einfacher wichtige Informationen gezielt im Rauschen zu verstecken. Das macht jedes Verbot bzw. Detektierung von zb. verschlüsselten Daten und somit Kommunikation immer aussichtsloser. Das Eindringen ind die Endstellen der Kommunikation ist also ein erforderliches Instrument um überhaupt noch irgendwas an digitaler Kommunikation, die wirklich relevante Informationen enthält, belauschen zu können. Dummerweise geht der Trend zu immer besser geschützter und vom Internet virtuell geblockter Hardware. Also auch das Eindringen und Überwachen der Endstellen der Kommunikation wird technologisch betrachtet immer aussichtsloser. Besonders weil heutzutage im Grunde jeder Zehnt'klässler seinen eigenen Rechner bauen könnte mit eigener sicherer Verschlüsselungen usw. Dieses Wissen und die dazu nötigen Bausteine sind noch frei im WEB verfügbar.
Eine andere Thematik ist die Zuordnung von Informationen zu deren Produzenten. Digitale Informationen sind ohne Verluste kopierbar und das anonym. Eine Zuordnung zu einem Täter ist also höchst schwierig. Aber das wäre eine unbedingte Voraussetzung um als juristischer Beweis dienen zu können. Auf einer Datei mit digitalen Information finden sich eben keine Rückstände der DNA der Täter.
Gruß Hagen