@negaH: Das setzt die totale Überwachung voraus. Die Speicherung von Telekommunikationsdaten - wer hat wann mit wem wie lange telefoniert, wer hat wem wann E-mails geschrieben - bringt keinem noch so gut implementierten und trainierten Neuronalen Netz irgendetwas.
Diese Maßnahme, für sich alleine genommen, hat meiner meinung nach für die prävention den Wert gleich null.
Hat man einen terroristen gefangen, weiß, dass er vorhatte, eine Bombe zu bauen, dann kann man sich seinen Datensatz von den Providern holen (komplett transparent über eine kleine Box, die bei jedem Provider an den Zentralrechnern hängt), und alle überprüfen, die mit ihm Kontakt hatten.
Das ist für mich aber dann keine Prävention mehr, auch wenn jemand sagen könnte, dass man damit verhindern kann, dass jemand anders die Bombe zum Zielort bringt und zündet.
Eventuell hast du sogar recht, und das neuronale netz findet bei seinem training tatsächlich typische Telekommunikationsmuster - telefonieren ins ausland z.B.
Aber das wäre extrem unscharf. Immerhin müsste dem neuronalen Netz, wenn wir nur die TKÜV in ihrer bisherigen Gestalt annehmen, alle Kommunikation mit gestohlenen/fremden Kommunikationsmitteln, tote Briefkästen, Mund-zu-Mund-Relaying (
) einfach fehlen.
Diese Informationen stehen dem Neuronalen Netz nicht in Echtzeit zur verfügung, und du hast recht, zur prävention bräuchten wir echtzeit-crunching der superlative.
Ich habe damit allerdings ein Problem. Dieses neuronale Netz wird von Menschen programmiert. Menschen werden Dateneingabe und -ausgabe des Programms vornehmen bzw. die Datenübertragungswege bauen, warten, konfigurieren und instandhalten.
Dann wird sich in testläufen herausstellen, dass der neuronale Netz hervorragend und absolut fehlerfrei funktioniert.
(Du kannst mathematisch nicht zweifelsfrei beweisen, dass das System fehlerfrei funktioniert, weil Neuronale Netze immer mit einer gewissen Unschärfe arbeiten, weil du eine verdammt große menge an anfallenden Daten haben wirst, und weil die Leute, die diese Daten sammeln, um die Sicherheit zu beweisen, und die, die diese Daten dann interpretieren, auch fehler machen werden. Je komplexer das System, und dieses System wird extrem komplex sein, desto fehleranfälliger ist es, und umso fehleranfälliger ist jeder versuch, das System zu überprüfen)
Und irgendwann wird es so ausgereift sein, und so großes vertrauen besitzen, dass es bei jedem verdächtigen, den es ausspuckt, einfach "Rübe ab" heißt.
Heutzutage heißt, wenn man in ein raster fällt, schlimmstenfalls ein Ermittlungsverfahren, bei dem einiges anderes rauskommt, was man verbrochen hat, im Extremfall ein Justizirrtum. Davor ist man aber nie gefeit. Richter und Staatsanwälte kann man für befangen erklären, Entscheidungen kann man anfechten.
Wenn sich irgendwann niemand mehr traut, diese perfekte maschine in Frage zu stellen, dann sind wir bei Minority Report.
Also:
- Vorratsdatenspeicherung von Verbindungsdaten bringt null zur Prävention
- totale Überwachung wäre in der Theorie machbar, aber anfällig gegen menschliches Versagen
und Korruption (was da für Hintertürchen und Manipulationsmöglichkeiten offen sein können, damit will ich jetzt gar nicht anfangen)
Zitat von
MrSpock:
Tja, so ungerecht kann die Welt sein.
Wirst du jetzt zum Zyniker?!
Wenn jemand aufgrund der Maßnahmen, die du unterstützt und verteidigst, die Möglichkeit, dass jemand ungerechtfertigterweise und unschuldigerweise persönliche Nachteile (Ermittlungsverfahren, evtl. Anklage und Haft) in Kauf nehmen muss, mit einem "tja, kann passieren" abtust - dann heißt das doch, dass du diesen ma´ßnahmen genausowenig traust bzw. diese Fehler billigend in Kauf nimmst.
"Hauptsache, wir kriegen den 1 terroristen pro Jahr, den alle diese Maßnahmen zusätzlich zu den bisherigen unschädlich machen können, was kümmerts mich, wenn dann zwei seiner verwandten unschuldig mit einfahren"
Diese Aussage lässt sich aus deinem beiläufigen Kommentar
fast herauslesen.
Und das fände ich absolut indiskutabel.
@Nikolas: Ja, glaube ich, denn die müssen sich davor anmelden, ich muss dabei sein, und ich kann einen zusätzlichen zeugen verlangen. Wenn sie das ohne Durchsuchungsbeschluss tun, ist sowieso alles verloren, und wir können gleich auswandern, solange sie uns noch lassen.