Hallo Olli,
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Olli:
Aber vielleicht kannst du ja mal rational erklaeren, warum du zustimmst, dann begeben wir uns ja auf das Gebiet der Logik. Und da ich (logischerweise) annehme, dass deine Zustimmung auf einer rationalen Sicht basiert, muss dir folgendes entgangen sein, oder du hast es - zur Vermeidung innerer Konflikte - dir selber vorenthalten (machen wir eigentlich alle, meist unbewusst, ziemlich oft):
Danke für die psychologische Unterstützung.
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Olli:
- "Die Explosion ist lediglich aufgrund der zufälligen Verwendung eines falschen Gasgemisches unterblieben. [...] Die Sicherheitsbehörden haben bestätigt, dass die am 04. September Festgenommenen hochprofessionell und hochkonspirativ vorgegangen sind." - Zufall und Professionalitaet passen nicht ganz zusammen. Wenn Luckie also von Dilettantismus schreibt, ist er deutlich naeher an der (nachvollziehbaren) Realitaet.
Dilletantismus bezeichnet "laienhaften Nichtkönners mit Sachgebieten, die Spezialwissen erfordern". Herr Mayer schreibt wie du auch zitierst, dass die Festgenommenen hochprofessionell und hochkonspirativ vorgegangen sind. Offensichtlich ist Ihnen auch ein Fehler passiert. Ob dieser Fehler aus mangeldem Fachwissen oder aus Unachtsamkeit passiert ist, kann keiner von uns beantworten. Die Sicherheitsbehörden haben die Möglichkeit gehabt, mit den Tätern zu sprechen und deren Schritte zumindest teilweise nachzuvollziehen. Es ist deshalb vielleicht nicht unbedingt logisch, aber doch naheliegend, die Aussage der Sicherheitsbehörden Ernst zu nehmen. Ich behaupte von mir auch, dass ich häufig proffessionell arbeite, aber auch dabei mache ich Fehler. Ein Außenstehender mag diese manchmal sogar dilletantisch nennen, aber meistens war es wohl eher fehlende Sorgfalt oder auch mal Zufall als "Nichtkönnen".
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Olli:
- "Gleichermaßen nutzen sie Computersysteme in weitem Umfang beispielsweise zur Speicherung und Zurverfügungstellung von Anleitungen zum Bau von Bomben oder Sprengsätzen." - a.) Die Verfuegbarkeit hat bedingt bis garnichts etwas mit eigentlichen Anschlaegen zu tun. Ansonsten koennte ich argumentieren, dass der Rueckgang von Terroranschlaegen in Dtl. seit der RAF-Zeit auf die Verdraengung des Buches durch elektronische Medien zurueckgeht. b.) Die Anleitungen werden auf Servern zur Verfuegung gestellt - oder lass es mich anders ausdruecken - oeffentlich gemacht - so dass der Zusammenhang mit der Bespitzelung von Privatcomputern mir hier irgendwie verborgen bleibt.
Deiner Einschätzung stimme ich nicht zu. Schau dir doch einmal deinen Computer an, so wie ich mir meinen anschaue. Du wirst, wenn du die Möglichkeit hättest, meine Platte zu durchsuchen, ziemlich viel über mich erfahren. Viele kleine Mosaiksteinchen, die sich zu einem Bild zusammenfügen. Wenn ein Computer voll von Anleitungen zum Bombembauen wäre und viele der dort beschriebenen außergewöhnlichen Teile sich in einem Karton im meinem Arbeitzimmer befinden. Wenn auch zusätzlich e-mails gefunden würden, die Kontakt zu radikalen Gruppierungen zeigen. Wenn dann zusätzlich noch radikale Schriftstücke auf einem Rechner die Mehrheit aller vorhandenen Dokumente darstellen, dann entsteht ein Bild, oder nicht? Die gezielte Bespitzlung von wenigen Computern, die Leuten gehören, die sich bereits verdächtig gemacht haben, kann deshalb aus meiner Sicht zur Verhinderung von Bombenanschlägen, Vergiftungen oder anderen terroristischen Akten führen.
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Olli:
- "Zunächst einmal kann die Speicherung von Telekommunikationsverbindungsdaten wichtige Erkenntnisse für die Aufklärung begangener Straftaten liefern, wie etwa nach den Terroranschlägen von Madrid 2004 geschehen." - ... was bei der Praevention solcher Anschlaege mal herzlich wenig hilft.
- "Darüber hinaus können sich aber für die Sicherheitsbehörden aus den gespeicherten Verbindungsdaten wichtige Hinweise für verdächtige Kommunikationsvorgänge und damit auch für die Verhütung von Straftaten ergeben." - Also doch wieder Rasterfahndung und damit Generalverdacht.
- "Was die Speicherung von Fingerabdrücken bei den Passbehörden angeht, so möchte ich nur darauf hinweisen, dass zwei der am 04.09.2007 im Sauerland festgenommenen Terrorverdächtigen deutsche Staatsbürger sind." - Da faellt mir wieder das G-(Un)Wort ein.
Offensichtlich hat also die Speicherung von Telekommunikationsverbindungsdaten bei der Aufklärung des Bombenanschlages in Madrid geholfen. Dass es bei der Prävention auch helfen kann, gilt für mich als logische Annahme. Wenn sich aus anderen Erkenntnissen ergibt, dass ein Anschlag unmittelbar bevorsteht und eine Rasterfahndung Erfolg bei der Vereitlung verspricht, hätte ich nichts dagegen. Wie gesagt, das von mir vorgeschlagene Unwort des Jahres wird leider immer wieder und aus meiner Sicht unberechtigt benutzt.
Um bei uns eine Anstellung zu bekommen, muss man eine Sicherheitsüberprüfung über sich ergehen lassen. Aus Generalverdacht? Um einen Kredit zu bekommen, muss man Sicherheiten vorweisen. Aus Generalverdacht? In einer Spielstraße findet eine Geschwindigkeitskontrolle statt. Aus Genralverdacht? Wenn ich dieses Wort lese, kann ich eigentlich schon reiern.
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Olli:
Zweimal faellt einem das G-(Un)Wort in diesem Kontext ein. Warst du, Albert, nicht derjenige, der die Verwendung dieses Begriffes "Generalverdacht" in dieser Diskussion fuer deutlich ueberzogen hielt? Die Aussagen von Herrn Mayer rechtfertigen aber genau diesen Generalverdacht im Hinblick auf Kommunikation und Fingerabdruecke aller Buerger - was es ja erst zum Generalverdacht macht. Und da stellt sich mir die Frage, wie weit wir gehen wollen mit Praevention?! Hast du "Minority Report" gesehen? Faszinierende "Aussichten", oder?
Das ist genau die völlig überzogene und ungerechtfertigte Übertreibung mit diesem Unwort, die ich kritisiere.
Minority Report habe ich gesehen. Ist ein toller Film, über den man sehr gut diskutieren kann. Es werden hier eben sehr schön die beiden Seiten der Madaille gezeigt. Ein Verbrechen verhindern, weil "Medien" es vorhersagen können, ist doch eine super Gelegenheit. Jemanden dann einzusperren, weil er die Tat begangen hätte, ist sicherlich anders zu bewerten.
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Olli:
Uebrigens:
- Bei "nutzlos" wuerde ich aehnlich wie Herr Mayer argumentieren, weil "sinnlos" oder "zwecklos" die Nuancen anders gesetzt haetten und u.U. besser gepasst haetten.
- "Terroristen nutzen heute in weitem Umfang PCs zur Kommunikation." - Politiker auch. Lasst sie etwas von ihrer eigenen Medizin kosten! Aber nein, warte. Rauchverbot soll ja am besten auch beim Reichstag einen Umweg machen und die Offenlegung von Nebeneinkuenften ist vielen fuehrenden "Vertretern" unseres Volkes auch zuviel, so dass deren Kommunikation - oder auch nur Verbindungsdaten - doch vertraulich behandelt werden sollte, oder? Warum nicht meine auch?
- "Auch deshalb besteht das Bedürfnis, in bestimmten, eng abgegrenzten Gefahrenfällen, mittels Online-Durchsuchung auf Daten bereits vor einer Verschlüsselung zuzugreifen." - Da stimme ich Herrn Mayer wiederum zu. In der aktuellen Diskussion und den Massnahmen aus den letzten paar Jahren, spiegelt sich allerdings wider, dass diese enge Abgrenzung, so sie denn ueberhaupt noch eingefuehrt wird, durch das "Informationsbegehren" der staatlichen Datenkraken (bspw. Finanzaemter, Polizei) auch schnell wieder ausgehebelt wird. Hier ist also mit Verweis auf die juengere Geschichte deutliche Skepsis angebracht.
Ich denke, dass es mir in wenigen Sätzen nicht gelingen wird, deinen gesamten politischen Frust und deine negative Einstellung zum Staat aufzuheben.
Wie du siehst, stimme ich der Aussage des Herrn Meyer zu. Dabei geht es um den Sinn der Aussage. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, zu prüfen, ob andere Worte seinen Beitrag besser nuanciert hätte, aber der Kern seiner Aussagen ist für mich nachvollziehbar.