Zitat von
MathiasSimmack:
Es ist schon irgendwo erschreckend, und auch wenn nach wie vor die Unschuldsvermutung gilt, hättest du dennoch erst mal ein Problem, wenn bei einem Tatort die Datenbank deinen Namen ausspuckt, weil man deinen Fingerabdruck (meinetwegen auch den genetischen) gefunden hat.
Ums mal auf ein einfacheres Beispiel runterzubringen: Wenn jemand 20 Pizzen auf dein Haus bestellt, musst du auch erstmal erklären, dass nicht du die bestellt hast, sondern dich jemand reinlegen wollte, und statt seinen, deine Spuren hinterlassen hat.
So funktioniert dies nicht nur mit Namen und Adresse beim Pizza bestellen, sondern auch mit DNA, Fingerabdrücken, Kleidungsstücken, Zigarettenkippen, ect.
Wenn jemand den Verdacht auf jemand anderen schieben will, um ihn von sich zu lenken, so ist man nunmal "angearscht", dass man belegen muss, nichts damit zu tun zu haben. 100%ig kann auch eine Polizei niemandem nachweisen, dass man eine Straftat begangen hat; es ließe sich immer fälschen. Fingerabdrücke und DNA-Spuren sind aber schwerer zu fälschen, als irgendeine Kippe von jemanden (außer wenn der Nichtraucher ist ;P), und werden deshalb als "sichere(re)" "Beweise" angesehen, aber 100%ig sind auch die nicht.
Und darum gehts ja eigentlich generell, in meinen Augen: Die Polizei braucht Mittel, um Verdächtige zu finden, und ihnen Schuld oder Unschuld möglichst eindeutig Nachweisen zu können, um einen gerechten Rechtsstaat garantieren zu können. Dies geht immer zu lasten der Privatsphäre. Es fängt damit an, dass ich vor bestimmten Behörden eine Ausweispflicht habe, damit man mich eindeutig identifizieren kann, und ich nicht sagen kann, dass das falsch geparkte Auto nicht mir gehört.
Das Problem besteht darin, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Dem Menschen eine 100%ige Freiheit zu garantieren, garantiert auch einem (nicht allzu dummen) Verbrecher eine 100%ige Chance, unentdeckt zu bleiben. Leider zeigen sich immer beide Seiten relativ uneinsichtig: Die Strafverfolgung will möglichst viele und sichere Möglichkeiten, Täter identifizieren und überführen zu können, was zu Lasten der Privatsphäre geht. Die Bevölkerung möchte möglichst ihre Privatsphäre wahren, was auf Kosten der Strafverfolgung geht. Auf beiden Seiten gibt es Extreme, die so selbst nicht überlebensfähig sind: die Überwachung, da eine gewisse Privatsphäre des Menschen zu seinen Grundrechten gehört, und im Widerspruch zu einem demokratischen Rechtsstaat stehen, und die Anonymität des Bürgers, da ohne Strafverfolgung keine gesetzesgerechte Ordnung herstellbar ist, und die Anarchie auch im Widerspruch zu einem demokratischen Rechtsstaat steht.
Insgesamt muss man aber zugestehen, dass mancherorts gewisse Möglichkeiten nicht ausreichen, Straftäter verfolgen, und Schuldige von Unschuldigen unterscheiden zu können, insbesondere im Bereich Internet. Auch Verbrecher werden schlauer, und finden immer wieder Möglichkeiten, Gesetze in einer Art zu brechen, für die die Kompetenzen der Ordnungshüter nicht ausreichen, oder diese übergangen werden. Ein Beispiel:
Vor wenigen Monaten war ein Freund von mir in der unglücklichen Lage, dass sein Server kompromittiert wurde. Über eine Sicherheitslücke wurden Benutzerdaten und Skripte geklaut. Logs existierten, verwießen aber auf
JAP. Dies machte natürlich eine Strafverfolgung unmöglich, und ist IMO eines der oben beschriebenen Extreme, mit der unsere Gesellschaft nicht überlebensfähig ist: Durch das hohe Mißtrauen in die Verantwortlichen, welche für die Strafverfolgung zuständig sind, das z.T. auch gerechtfertigt ist, legen wir nun sehr viel Vertrauen in "normale" Bürger; Wir wollen nicht, dass der Staat Daten von unschuldigen Bürgern hält, was auch bedeutet, dass er nicht Daten von schuldigen Bürgern halten kann. Das gibt diesen weitaus mehr Möglichkeiten, sich vor ihren Konsequenzen zu drücken, und weiter ihr Unwesen zu treiben. Und genau das ist der Punkt, den Datenschützer wehement ignorieren, und mit dem Politiker alles rechtfertigen wollen. Dabei haben beide Parteien Recht, und gleichzeitig Unrecht.
greetz
Mike