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Unbeliebtheit von Delphi

Ein Thema von wendelin · begonnen am 12. Apr 2020 · letzter Beitrag vom 5. Mai 2020
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IBExpert

Registriert seit: 15. Mär 2005
695 Beiträge
 
FreePascal / Lazarus
 
#1

AW: Unbeliebtheit von Delphi

  Alt 15. Apr 2020, 00:07
Die "Unbeliebtheit von Delphi" liegt sicherlich zum großen Teil daran, das es in der Delphi (oder Pascal) Welt
nicht alle paar Monate alles neu kommt, man seinen gesamten alten Quellcode wegschmeissen muss, um nun auf die
ganz neue [Platzhalter für irgendein Buzzword] Plattform umstellt, weil das insbesondere bei [noch ein Platzhalter
für irgendein Buzzword] viel besser ist ....

Es gibt seit Jahrzehnten den gleichen Kram auch mit SQL Datenbanken, nosql ist alles viel besser, davor kamen einige
sogar mal mit XML Datenbanken, alles so viel doller als 08/15 SQL Datenbanken .... oder vielleicht doch nicht?
Und auch wenn es ewig totgesagt ist, auch heute noch dominieren SQL Datenbanken sehr große Teile in
betriebswirtschaftlich benutzter Software.

Ich kann aus meinem Kundenkreis durchaus von einigen Kunden Projekten berichten, bei denen große Teams irgendwas
in irgeneiner webbasierenden oder .NET oder java basierenden Technik umsetzen, wo ich mich frage, warum dauert das
länger als eine Woche oder ein Monat? Und die verbraten da Mannjahre ....

In einem Projekt bei dem Laden mit dem großen T an der Haustür war einer der Programmierer bekannt das er angeblich
mit fast jeder Programmiersprache einsetzbar war. Konkrete Nachfragen zu seinem vorliegenden Quellcode und der
von ihm darin verbockte Datenbankzugriff auf gruseligen Tabellenstrukturen zeigten mir nur, das er vermutlich
in vielen Programmiersprachen ein "Hallo Welt" zum Laufen bekommt, aber nirgends darüber hinaus zu gebrauchen
ist. Damals war sein neuestes Steckenpferd java und alle Projektbeteiligten waren glücklich, das in dem Projekt
mit Delphi und SQL für Ihn keine verwendung mehr war und der dann uns nicht mehr mit seinem Halbwissen genervt
hat.

Zurück zu deinem Thema: Unbeliebt ist nicht unbedingt das Gegenteil von beliebt! Es gibt gerade aufgrund der
Historie sehr viele weiterhin in der Pascalwelt sehr glückliche Programmierer, die Ihr Tagesgeschäft aufgrund
guter Basisarchitekturen auch auf dem Spachlevel von Delphi 5 o.ä. erfolgreich gestalten.

Ob die sich dann die Mühe machen, irgendjemand davon zu überzeugen, das Delphi 5 auch für den die Lösung
schlechthin ist, kommt den meisten in unserem Dunstkreis überhaupt nicht in den Sinn. Es gibt aus meiner
Sicht nur ganz wenige "Programmiersprachen-Prediger" in der Delphi Welt, die mit taliban ähnlichen
Argumentationsketten alles andere schlecht reden nur nur die eigene Religion anerkennen.

Der geneigte Delphi/Pascal Programmier reagiert da oft nach dem Motto "Was interessiert es die Eiche,
wenn die Sau sich an ihr kratzt" und beendet uninteressante Monologe von solchen Predigern auch gerne
mal zumindest gedanklich mit "Wenn man mal keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten"
in dem Wissen, das die eigene Plattform bei entsprechender Architektur keineswegs durch eine ganz andere
Programmiersprache in Frage gestellt werden muß.

Nicht alles was neu ist ist auch immer besser, nicht alles was alt ist ist schlechter,...
Jugend ist keine Qualifikation, Alter aber auch nicht ...

Wenn du dich als letzter Mohikaner fühlst, der den Kram noch benutzt, dann hast du sicher gute
Gründe zu wechseln, dafür sehe ich aber inbesondere im deutschsprachigen Umfeld für Delphi/Pascal
keinerlei Gründe, vielleicht sogar ganz im Gegenteil (Ich kenne einige Visual Studio Ablöse-Projekte
für vorhandene Delphi Projekte, wo die Firmen sehr viel Geld drin versenkt haben, aber nie mit dem
neuen Projekt in den Produktionsstatus gekommen sind und daher weiterhin noch Jahrzehnte alten
Delphi Quelltext mitschleppen, der es durchaus verdient hätte, mal aufgeräumt zu werden. Dafür muss man
den aber nicht komplett wegschmeissen. Für Redesign innerhalb der existierenden Welt ist aber immer
nie Zeit und Geld da, die Leute, die frisch von der Uni kommen, basteln da in Ihrer dunklen Textkonsole
so viel unverständliches Zeug in wenigen Minuten zusammen, das jeder gestandene Delphi/Pascal
Programmierer nicht mal Bock drauf hat, das zu verstehen, weil er oft auch weiss, das das Wissen
darüber in 2 Jahren eh wieder durch was anderes ersetzt werden müsste, er aber weiterhin in
seinem Pascal Sourcen seine Aufgaben lösen muss und das auch ziemlich zufrieden erledigen kann,
ohne auf eine andere Sprache zu wechseln ...)
Holger Klemt
www.ibexpert.com - IBExpert GmbH
Oldenburger Str 233 - 26203 Wardenburg - Germany
Firebird 5 Update und Know-how Workshop – 28.8.-29.08.2025 64546 Mörfelden - Walldorf
 
Benutzerbild von Sinspin
Sinspin

Registriert seit: 15. Sep 2008
Ort: Dubai
709 Beiträge
 
Delphi 10.3 Rio
 
#2

AW: Unbeliebtheit von Delphi

  Alt 15. Apr 2020, 07:14
Ich denke es liegt viel mehr daran das die Besitzer der Delphi IDE sich selber einen Bärendienst damit erwiesen haben ihre Nutzer immer wieder vor den Kopf zu schlagen und jedes aufkeimende Interesse möglicher neuer Nutzer mit einer horrenden Geldvorderung erstickt haben. Welcher Anfänger/Interessierte will richtig Geld ausgeben um nur mal zu schnuppern?
Jetzt, endlich, fast schon mehr als viel zu spät, gibt es eine Community Version!
Wenn es nicht genug Leute gibt die über eine Software reden, interessiert sich auch kaum jemand neues dafür und die die sich mal interessiert haben erinnern sich nur an damals und daran das es zu teuer war die IDE zu kaufen.
Mal erlich, dieses ... testen sie die Software einen Monat ... ist sowas von unpassend für eine Entwicklungsumgebung. Wie lange braucht man als erfahrener Entwickler, der eine neue Sprache probieren will, um halbwegs was sinnvolles programmieren zu können? Einen Monat? Dann ist die Testspase um und die IDE mus gekauft werden! Ich habe dann in den meißten fällen auf deinstallieren geclickt und den Kram vergessen!

So sind neue entwickler nur dazu gekommen wenn sie es sich leisten konnten. Also ganz sicher keine Schüler oder Studenten!
Stefan
Nur die Besten sterben jung
A constant is a constant until it change.
 
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jaenicke
Online

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Ort: Berlin
9.939 Beiträge
 
Delphi 12 Athens
 
#3

AW: Unbeliebtheit von Delphi

  Alt 15. Apr 2020, 08:18
So sind neue entwickler nur dazu gekommen wenn sie es sich leisten konnten. Also ganz sicher keine Schüler oder Studenten!
Von "nicht leisten können" konnte man bei den Preisen für Schüler und Studenten allerdings nicht reden, sondern von "nicht leisten wollen". Aber warum sollte man auch als Schüler oder Student angesichts der kostenlosen Alternativen etwas dafür ausgeben?

Von daher verbreiteten sich eben andere Sprachen in den Schulen und Unis und Pascal wurde immer mehr ausgemustert. Wenn ich sehe was wir damals im Informatikunterricht für Verrenkungen machen mussten um in Java einfach nur eine kleine Oberfläche zu bauen... leider war da die eigentliche Programmlogik immer mehr unterrepräsentiert.

Jedenfalls ließ sich das Rad schon damals (nach der Jahrtausendwende) nicht mehr zurückdrehen. Von daher kann dafür Embarcadero nichts. Die massiven Fehlentscheidungen lagen diesbezüglich in der Zeit von Borland. Ansonsten hätte Delphi in den ersten Jahren deutlich mehr Marktanteile gewinnen können. Aber da wurde Delphi ja aus dem Wettbewerb quasi herausgezogen.
Das sieht man auch daran wie viele Schulen damals als letzte Delphiversion Delphi 3 bis 6 hatten... bei uns stand damals noch Delphi 5 im Schrank.

Heute ist es schwer den Marktanteil im Business Bereich noch signifikant zu steigern. Von unbeliebt würde ich dabei noch nicht einmal sprechen, sondern eher von unbekannt oder falsch eingeschätzt...
Sebastian Jänicke
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Der schöne Günther

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#4

AW: Unbeliebtheit von Delphi

  Alt 15. Apr 2020, 09:15
Dass man als Entwickler von Delphi irgendwann und irgendwo auch mal die Nase voll hat kann ich gut verstehen. Die IDE ist eine mittelschwere Katastrophe, von Fehlern in Kern-Bibliotheken ganz zu schweigen. In XE7 konnte man Arrays Plus-Rechnen, ein paar Versionen später ging das sogar ohne Bugs. Wenn man vergleicht was sich in der gleichen Zeit anderswo tut...

Ich mag die Sprache trotzdem, ich mag den Flair (zumindest das meiste), und natürlich diese angenehme Community 🥰. Deshalb bin ich noch hier.

Im Zentrum der Wahrnehmung ist Delphi jedenfalls nicht mehr. Wirklich jeder dem ich mal davon erzählt habe und sich mit Softwareentwicklung auskannte meinte "Was, das gibt es noch?". Schon ist man der aufregende Exot, das Gesprächsthema des Abends und weiß sich vor Bewunderungen nicht mehr zu retten. Geht es euch nicht auch so?
 
TiGü

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Delphi 10.4 Sydney
 
#5

AW: Unbeliebtheit von Delphi

  Alt 15. Apr 2020, 09:35
Im Zentrum der Wahrnehmung ist Delphi jedenfalls nicht mehr. Wirklich jeder dem ich mal davon erzählt habe und sich mit Softwareentwicklung auskannte meinte "Was, das gibt es noch?". Schon ist man der aufregende Exot, das Gesprächsthema des Abends und weiß sich vor Bewunderungen nicht mehr zu retten. Geht es euch nicht auch so?
Ach das ist dieses hinter vorgehaltener Hand tuscheln und mit den Fingern auf mich zeigen. Now I get it!

Neulich hat bei mir in der Firma so ein Vertriebsmensch von so einer Bude aus Stuttgart angerufen (aha, Browserverlauf sagt diese hier: https://www.axivion.com/de), die auf magische Art und Weise die Architektur von Software analysiert, misst und dokumentieren soll.

Habe den guten Mann in seinen Verkaufsmonolog unterbrochen und gefragt, ob ihre Lösung auch Object Pascal/Delphi kann und dann kam nur ein zerknirschtes "Hrmpf, ich hab's geahnt." und ein "Nein, das können wir nicht, das will der Chefentwickler nicht".
Habe dann noch fünf Minuten erklärt, dass sie uns als Delphi-Entwickler nicht abschreiben sollen ("Wir sind immer noch da draußen") und das er wieder anrufen soll, wenn sie eine Lösung für Object Pascal/Delphi haben.

Der wird nie wieder anrufen...


Klar haben andere Sprachen und Umgebungen ihre Vorteile (C# in Visual Studio), aber es gibt auch eine Vielzahl an Sprachen und Umgebungen, da gruselt es mir, wie rudimentär, verkorkst oder aufwändig manche Sachen sind (Editor, Debugging) oder das die gefühlt nur Server- und Konsolenprogramme können (Rust).
Hat alles seine Vor- und Nachteile.
Auf einer grünen Wiese neu anfangen ist immer toll, aber oft - also ich kenne es nicht anders - pflegt man bestehende Software, die seit 10 Jahren und viel mehr existiert.

@IBExpert: Sehr gut, volle Zustimmung!
 
freimatz

Registriert seit: 20. Mai 2010
1.490 Beiträge
 
Delphi 11 Alexandria
 
#6

AW: Unbeliebtheit von Delphi

  Alt 15. Apr 2020, 11:56
Was war denn das für ein Mann??? Das muss er denn doch zuerst fragen.

Der Chefentwickler - oder einer davon - kenne ich persönlich. Er hat selber schon in Delphi programmiert (ein Fahrschulprogramm) und auch mir schon geholfen. Sein Code ist bei mir immer noch tausendfach im Einsatz. (Das ist allerdings schon eine Weile her, Delphi 4 vermutlich.)
Dass er das nicht "will" stimmt so nicht sondern es lohnt sich einfach nicht. Die Architekturanalyse ist aufwendig und daher teuer. Dazu kommt dass sich die meisten Firmen die Delphi verwenden sich nicht um Architektur kümmern (kleine Buden, Maschinenbau, etc. z.B. MVVM ist ja immer noch ein exotisches Thema bei Delphi).
Und mit Magie hat das nichts zu tun. Das geht theoretisch mit allen Sprachen die eine fixe Spezifikation (Grammatik) haben (Perl ist damit raus)

Geändert von freimatz (15. Apr 2020 um 17:57 Uhr)
 
TiGü

Registriert seit: 6. Apr 2011
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Delphi 10.4 Sydney
 
#7

AW: Unbeliebtheit von Delphi

  Alt 15. Apr 2020, 12:26
Die Architekturanalyse ist aufwendig und daher teuer.
Möglich, aber wenn die Lösung schon C, C++ und C# parsen kann, ist doch Object Pascal keine Unmöglichkeit.
Ich bin ja auch nur Laie, aber ich stelle mir das so vor, dass nach dem Parsen eines Softwareprojektes das als AST und (ggf. später) als logisches Modell vorliegt, gegen das man dann Regeln und Standards prüft.
Vielleicht denke ich da auch zu blauäugig und der Teufel steckt im Detail.
 
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