Ich verstehe diese „alles auf den Schrott“ Ansätze meist nicht (es gibt Ausnahmen), auch wenn es spätestens seit VW Dieselskandal trendet- erst recht unverständlich.
Delphi ist ein leistungsfähiges System und Postgres ebenfalls. Das geht auch „in der Cloud“.
Ich sehe hier eher den Ansatzpunkt für ein Hybridsystem (oder meinetwegen auch Brückentechnologien). Es wird „einfach“ ein Zusatzprodukt mit Webtechnologien aufgezogen. Eine klassische
SQL Datenbank bietet die idealen Voraussetzungen, so etwas wasserdicht hinzubekommen. Also verschiedene Clients zu bedienen und dabei eben dafür zu sorgen, dass alle Spielregeln eingehalten werden.
Datenpflege über REST Interfaces gegen Postgres, Oberfläche mit ein modernen JS Tool und man ist schon ziemlich schnell, ziemlich weit. Wenn gewollt sogar per Wepapp auf verschiedenen Plattformen (devices wie smartphone, tablet, ...).
Für Flexibilität in der Ausrichtung statt kompletter Neuanfang sprechen m.E. zwei Punkte,
- jahrelang „erarbeiteter Knowhow Mangel“ zu Alternativen (der auch nicht durch eine Rundfrage hier oder einen Konferenzbesuch ausgebügelt ist)
- was mit sich bringt, die Gefahr von Fehlentscheidungen, Vendor lock-in, Kostenfallen, falsche Aufwandseinschätzung usw.
Die Schwierigkeiten, die sich mit einer Neuentwicklung, Migration usw. den Kunden (und dem Hersteller) in den Weg stellen, können dann am Ende auch leicht zu einem Anbieterwechsel des Kunden führen (Es muss ja eh migriert werden). Welcher Anbieter will das?
Was außerdem gegen eine Abschaffung klassischer Fatclients bzw. eines leistungsfähigen Bestandssystem spricht, ist m.E. die Power, die man bei der Datenbearbeitung erreicht, flexible Hotkeys, komplexe und hochspezialisierte Masken sind nicht so schnell aus dem Webhut gezaubert. Ich habe eigentlich noch nie eine wirklich gute Webmaske zur Dateneingabe gesehen, die mit einem lange gepflegten und verbesserten System mithalten kann. Wenn ich manchen Umsteiger auf das neue Webtool die Maus über die Tischplatte schieben sehe, dann der Doppelklick auf die Buttons und Links…. denke ich „Produktivität im Keller“
Also ehrlich, man wirft doch nicht ohne Not 15 Jahre Arbeit weg?!
Ach und der Vollständigkeit halber: Ich habe keine Ahnung, was low code sein soll- gerade erst gelesen. Ein Blick auf Wikipedia und ich lande z.B. bei Simplifyer, die stolz schreiben, dass sie SAP Silverpartner sind. Na schönen Dank!
Aber es ist ja auch kein Hexenwerk, generischer Code mit deklarativen Ansätzen lässt sich prima zu Fuß umsetzen, mit Delphi oder Webtools, als Weiterentwicklung des Bestandssystem.
Und noch mal andersrum:
Was ist für Dich Cloud, low code usw. Kunde will Web, Kunde will „Hibernate“ (Das ist kein Selbstzweck -er wird es nie merken, ob es da ist oder nicht), …
Dem Kunden kann es egal sein, welche Technologie ihr einsetzt, wenn er davon Ahnung hätte, würde er es selber machen, oder?
Skalierende
DB Systeme in der Cloud, überall auf der Welt, ..?
Ja, kann man machen und trotzdem die alte Software einsetzen.
Und noch was: Ein paar tolle Zahlen und Grafen auf dem Smartphone, das ist der absolute Renner, ohne Ironie. Damit können sich wichtige Leute noch wichtiger fühlen. Die Sexyness des Produkts steigt ungemein. Und das ist vielleicht eines der Probleme, die Altsoftware gerne hat. Angestaubte Masken, statischer Aufbau, grau in grau… da lohnt frische Farbe schon sehr. Die Leute mögen das und es ist den meisten offenbar viel wichtiger als Funktion. Aber dafür braucht man weder eine solide Bestandssoftware wegzuwerfen noch teure low code tools anzuschaffen.