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Brüggendiek

Registriert seit: 13. Dez 2002
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Delphi 5 Standard
 
#2
  Alt 30. Jan 2003, 22:37
Hallo Luckie!

Für den Vetrieb von Software gibt es mehrere Möglichkeiten.

Zunächst die klassischen Methoden:
Man kann sich einen Verlag suchen, der das professionell rausbringt.
Vorteile: Es gibt gleich Geld. Der Verlag hat seine Vertriebswege. Das Ergebnis ist professionell mit CD und (hoffentlich gedrucktem) Handbuch.
Nachteile: Bei großen Erfolg gibt es nur wenig Beteiligung. Außerdem muß man so eine Firma auch erst finden.

Man kann das auch selber vertreiben.
Vorteil: Man teilt den Gewinn nicht mit einem Verlag.
Nachteile: Große Vorlaufkosten für die CD-Herstellung (eine "selbstgebrannte mit Kleber" sieht irgendwie unprofessionell aus, Disketten sind viel zu klein, ZIP-Disks sind zu teuer und nicht jeder hat ein Laufwerk dafür). Das Handbuch muß auch gedruckt werden. Dazu muß man die Händler selber überzeugen, daß die Welt auf genau dieses Programm gewartet hat und sie sich das in den Laden stellen.

Diese Wege gelten nicht nur für Programme, sondern auch für Musik, Bücher etc.


Für Programme bietet sich als Vertriebsweg das Internet an. Der Kunde kann das Programm downloaden und es entfällt das Problem der CD-Herstellung.
Zur Bezahlung:
Shareware ist sicherlich ein guter Weg, denn der Kunde kann die Software prüfen und bei Gefallen das Geld überweisen, dann erhält er einen Code zur Freischaltung. Problem: Leute, die natürlich sofort zur Polizei laufen, wenn wir in deren Wohnung eine Farbdose leersprüchen, selber aber Züge (auch bei Museumsbahnen) einsauen, finden es witzig, die Freischaltcodes zu veröffentlichen oder "Anerkennung" (oft nicht finanziell) zu erhalten, wenn sie das Programm cracken

Willst Du ein kommerzielles Programm (also nicht Shareware) zum Download anbieten, muß der Markt geprüft werden.
In Deutschland sind Kreditkarten nicht so verbreitet - und die Gesellschaft verlangt eine Beteiligung zwischen 3 und 6% der eingenommenen Summe. In internationalen Geschäft sind Kreditkarten absolute Pflicht.
Als Alternative möglich: der Käufer wählt sich über eine 0190-er Nummer ein bzw. bei DSL muß beim Download gleichzeitig eine spezielle 0190-er angerufen haben - da gibt es entsprechende Lösungen. Das hat allerdings bei vielen Leuten einen faden Beigeschmack - 0190 ist für viele ein rotes Tuch, obwohl es z.B. auch Telefonnetz-Anbieter (Sparvorwahlen) auf Basis einer 0190-0 gibt. Auch hier verdient der Nummernanbieter als Inkasounternehmen mit.
Weiterhin gibt es, gerade für kleine Beträge, Bezahlsysteme im Internet auf Handy-Basis oder als Sammelinkasso (z.B. Firstgate). Bei kleinen Beträgen sind die Zahlungsverkehrskosten (Kosten für eine Überweisung) zu hoch. Firstgate berechnet dem Kunden monatlich die in Anspruch genommenen Leistugen und überweist den Content-Anbietern ebenfalls monatlich die Erlöse. Natürlich verdienen solche Unternehmen auch am Inkasso mit.

Zum Thema Schutz:
Bisher hat es IMHO nur einen kopierschutz gegeben, der nicht früher oder später geknackt wurde. Manchmal hatte man den Eindruck, der Programmierer hat mehr Aufwand in den Kopierschutz gesteckt als in das Programm selbst.

Den ungeknackten Kopierschutz hatte übrigens Borland bei Turbo-Pascal entwickelt, er bestand aus 3 Teilen:
1. ein SUPER-Produkt. TP war der erste Compiler, bei dem man das Programm direkt aus dem Editor copilieren konnte. Früher hieß es: Mit zusätzlich beschafftem Editor erstellen, mit Compiler bearbeiten, be4i Fehlern in die Liste schauen und korrigieren, dann linken und testen. Durch die (zugegeben primitive) IDE war TP für sehr viele Programmiere interessant.
2. ein günstiger Preis - großer Markt bedeutet, daß die Entwicklungskosten auf viele Kunden umgelegt werden. Und beim Softwarevertrieb ist nun mal die Programmentwicklung der größte Kostenfaktor. Die Verlage mit ihren "Handbuch für den Raub... äh den, der seines verloren hat"-Ausgaben kamen da preislich kaum mit. Original-Handbücher (inkl. Software und Lizenz) waren kaum teurer als die Bücher von Drittanbietern.
3. Die offene Lizenzpolitik: TP durfte "wie ein Buch" benutzt werden, d.h. auf beliebig vielen Rechnern installiert, aber nur nicht von mehreren Personen gleichzeitig benutzt werden. Vieles, was oft vorkommt, aber illegal ist, war damit bei TP legal.


Es kommt immer auf das Programm an, wie man Demo- oder Shareware-Versionen herausbringen will.
Zur Zeit schreibe ich an einem Programm, das einen DOS-Drucker emuliert. Das Programm liest die von DOS erzeugte Druckdatei (ESC/P) und gibt sie auf einem Windows-Drucker aus. Sollte das mal marktreif werden, werde ich es im Netz bereitstellen. Es gibt eine kostenlose Demo - die druckt einfach einen Hinweis auf jedes Blatt, aber der Nutzer kann ja sehen, ob das Programm seinen Anforderungen entspricht. Die Vollversion wird getrennt compiliert - damit bin ich vor Crackern sicher - und dann eventuell über Firstgate abgerechnet.

Gegen unbefugte Programmweitergabe ist man machtlos. Ein Registrierungssystem wie bei Windows XP ist für kleine Programmierer einfach zu aufwendig - und auch da wird geknackt, was das Zeug hält. In einem Computerforum bei den Römern fand ich jetzt "Familie hat 3 Rechner, sehe nicht ein, für jeden ein XP zu kaufen. Wie umgehe ich die Registrierung" - und es wurde sogar geantwortet!
Wenn ich mir die vielen "Tausch"-Börsen so ansehe
Da sehe ich wirklich nur eine Abhilfe: Erwischte Raubkopierer müssen auf eigene Kosten programmieren lernen und dann 1 Programm pro Monat kostenlos raustun - oder jeder darf sich in ihrer Wohnung mit der Kettensäge austoben

Gruß

Dietmar Brüggendiek
Dietmar Brüggendiek
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