Als langjähriger Pascal/Delphi-Fan denke ich, das das ganze Dilemma auf mehre Faktoren zurück zu führen ist.
1. Wenn man sich die Job-Angebote der Firmen anssieht, wollen Firmen grundsätzlich einen Dr. der Informatik,
mit 30 Jahren Berufserfahrung, ungebunden, nicht älter als 20 Jahre und am besten noch Spezialist in C#,
Javascript, Brainfuck. Dazu noch gute Kentnisse mit Orakel,
MySQL, MongoDB und Interbase.
Perfekt ist der Bewerber der die Anforderungen erfüllt, nicht mehr als 1000€/Monat haben will und sich mit
22 Tagen Urlaub begnügt.
Das ganze wird dann in Berufsbezeichnungen verpackt, die kein Normalsterblicher mehr versteht (und die es
offiziell eigentlich auch garnicht gibt). Von einem (noch) verständlichen "Frontend-Developer" bis hin zum
"Codestylisten" hab ich im lauf der Jahre schon so einiges gelesen.
Klar, das ist jetzt etwas überzogen, aber beim lesen der Stellenanzeigen könnte man diesen Eindruck gewinnen.
2. Regionale Unterschiede. Ja, nicht nur Ost-/West gibts die, selbst innerhalb eines Bundeslandes.
Beispiel Bayern:
In München gibts Stellen die über Monate nicht besetzt werden können, weils keine Leute gibt. Auf dem Land,
gibts Entwickler, weil die Lebenshaltungskosten dort einfach wesentlich billiger sind.
3. Jungprogrammierer frisch von der Ausbildung:
"So, ich kann jetzt programmieren. Ich will 80000€ im Jahr, bei einer 30 Stunden Woche mit 150 Tagen
Urlaub".
Möök, sag ich da nur.
4. In Gesprächen mit Prof. und Referenten hör ich immer wieder, das viele der Studenten, die Informatik
studieren, garnicht mehr programmieren wollen. Sie wollen nur noch die Konzepte entwerfen und die
Umsetzung anderen überlassen.
5. Wie schon vorher erwähnt wurde, gab es um Pascal/Delphi nie diesen großen Hype, wie das z. B. mit C/C++ oder
aktueller Ruby on Rails gibt. Viele Entwickler haben daher umgeschult. Und nur sehr wenige, die in der
Ausbildung Java oder C# gelernt haben, bringen den Willen und die Motivation auf, sich jetzt mit Delphi zu
befassen.
Ich denke, das hier beide Welten (Unternehmen und Bewerber) daran arbeiten müssen. Beide Seiten müssen ihre Erwartungen etwas nach unten schrauben.
"Home Office" ist,
imho, nicht wirklich eine Lösung. Von Seiten des Arbeitnehmers ist hier ein hohes Maß an Selbstdisziplin gefordert, von Unternehmer Seite ein großes Maß an Vertrauen. Diese Kombination findet sich nur sehr selten.
Was nun verschiedene Programmiersprachen gleichzeitig beherrschen betrifft. Bis zu einem gewissen Level, ist jede Programmiersprache gleich aufgebaut. Wenn man die beherrscht, kann man wirklich relativ einfach eine neue
Programmiersprache lernen. Aber, bis man wirklich den "Experten"-Level erreicht, gehen einige Jahre der Praxis drauf. Das hängt aber nicht nur an der Programmiersprache, sondern auch an den eingesetzten Tools und Entwicklungsumgebungen zusammen.