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Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

Ein Thema von Der schöne Günther · begonnen am 13. Aug 2017 · letzter Beitrag vom 13. Aug 2024
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Der schöne Günther

Registriert seit: 6. Mär 2013
6.159 Beiträge
 
Delphi 10 Seattle Enterprise
 
#1

Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 13. Aug 2017, 16:49
Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist...

Worum geht es

Die einen interessiert es, die anderen nicht: Klassiker. Literatur, Filme, Videospiele, was auch immer. Entweder wegen ihrer kulturell-historischen Bedeutung, oder weil man sich an das gute Stück erinnert und es nach zehn oder zwanzig Jahren noch einmal ausbuddeln möchte.

Bei Literatur ist das, zumindest in Zentraleuropa, nicht schwierig – Bibliotheken sind gut ausgestattet, die Online-Recherchefunktionen sind exzellent. Auch Filme werden von den aktuellen Rechte-Inhabern meistens noch gut verwertet, es ist schließlich kein großer Aufwand das Material einmal digitalisieren zu lassen und es anschließend an x verschiedenen Stellen zu vermarkten.

Bei Software (das generelle Interesse liegt hier meist bei Videospielen) ist das schon schwieriger: Zum einen ist Software abhängig von Hardware (die es möglicherweise gar nicht mehr gibt) und meist noch bestimmten Betriebssystem und Treiber-Umgebungen gebunden (3dfx lässt grüßen). Rechtlich haben wir zudem meist sehr strenge Vorgaben was Vervielfältigung, Reverse-Engineering und Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen angeht.

Währenddessen sind viele Marken oft als Konkursmasse bei großen Unternehmen gelandet die darauf sitzen bleiben und kein Interesse haben alte Werke als Freeware oder Open Source herauszugeben. Andererseits gibt es, vor allem in den letzten Jahren, auch erstaunliche Lichtblicke, beispielsweise die Plattform gog.com: Hier werden Jahrzehnte alte Spiele neben Neuveröffentlichungen verkauft, aufbereitet um auf aktuellen Systemen zu laufen. Nebenher ohne jeglichen Kopierschutz.


Und jetzt?

Hört sich bislang doch super an – Ja, solange wir an klassische Software auf Datenträgern oder Downloads denken die man sich lokal installiert und kontrolliert. DOSBox oder andere Emulatoren – Irgendwie ging es immer. Ich mache mir allerdings langsam Sorgen über always-online-Produkte und reine App Store-Downloads.

Klar liegt es in der Natur von Online-Spielen, dass ich in zehn, zwanzig Jahren niemanden mehr zum Spielen finde da die offiziellen Server längst abgeschaltet sind. Aber während ein Mehrspieler-Modus früher noch optional war und man heute auch bei 20 Jahre alten Spielen einfach ein VPN einrichtet und im "lokalen LAN" spielen kann, wollen heute mehrere dutzend Gigabyte schwere Brocken nicht einmal mehr starten wenn das Internet weg ist.

App-Store-Betreiber hosten und entfernen Produkte nach ihrem Gutdünken. Ein konkretes Beispiel ist ein großartiges Text-Adventure das nur für die bereits ausgestorbene Windows Phone-Plattform erschien – Ich habe keine Ahnung wie ich das irgendwie downloaden, "aufheben" und in fünf oder zehn Jahren noch einmal hervorholen könnte. Als Emulator würde wahrscheinlich schon ganz normales Hyper-V reichen, aber es ist wirklich ärgerlich dass es im Endeffekt nur am fehlenden Direkt-Download (und wahrscheinlich einem Rechte-Check) scheitert.


Was will ich eigentlich sagen

Ich weiß es auch nicht wirklich, ich wollte das nur einmal loswerden. Ich finde im Internet keine Anhaltspunkt dass diese Diskussion überhaupt schon einmal breit geführt worden ist. Alle freuen sich über HD-Wiederbelebungen und Remakes von Meilensteinen, sei es System Shock, Age of Empires oder Baldur's Gate. Aber abseits davon, dass was mir persönlich viel wert ist, da kann ich nur hilfslos zuschauen wie es vor meinen Augen langsam verschwindet. Meine alten Kinderbücher kann ich mir im Schrank aufheben.
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Glados
(Gast)

n/a Beiträge
 
#2

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 13. Aug 2017, 16:55
Das ist leider das Problem der Moderne.

Internetzwang, Server die abgeschaltet werden, Spiele die niemals fertig werden...
Da kann ich mich noch an meine Age of Empires 2-Zeiten erinnern. Kein Internet notwendig: einfach CD ins Laufwerk und spielen!

Und heute? Erst einmal 5GB an sinnlosen Updates runterladen, nur damit man danach mehr Probleme hat als vorher.

Ich glaube, man sollte der guten alten Zeit nicht hinterher trauern, auch wenn die neue moderne zeit Mist ist.
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mensch72

Registriert seit: 6. Feb 2008
838 Beiträge
 
#3

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 13. Aug 2017, 18:06
leider lässt sich da "offen" nur ganz schwer darüber diskutieren, denn man stößt zwangsläufig an die rechtlichen Grenzen wenn ein Kopierschutz mit im Spiel ist.

Bei Filmen oder Dokumenten macht eine (Langzeit)Archivierung mit einem DRM einfach keinen Sinn. Das MUSS alles in einem Format vorliegen, wofür es offene Quelltexte incl. quelloffener CODEC's gibt... Auch für künftige 128/256Bit-Hyperparalle Quantenprozessoren wir es mindestens per Virtualisierung etwas in Richtung vom aktuellen Linux auf/mit C/C++ Basis geben.
Für Software Archive halte ich C/C++ weiterhin für die Sprache der Wahl, wenn es um Langzeit Kompatibilität und Plattformunabhängigkeit geht.
(ist ev. hier im Delphiforum nicht ganz der Mainstream, aber seit 1970 klappt sowas da von der MainFrame bis zum Microcontroler)

Bleiben wir bei Delphi:
Klar gibt es jetzt die tollen schönen und schnellen Web&GetIT ONLINE-Installer, aber das ist und bleibt für mich ein NoGo. Wir verwenden solange es geht die notfalls 100% offline fähige Installation per ISO. Und WorstCase suche ich mir jemand, dessen Schwager nen chinesischen oder russischen Kumpel hat und der Leute kennt die angeblich eine 100% offline Aktivierung auch ohne die eventuell gerade nicht verfügbare Lizenzserver von Borland,Codegear,Emba oder Idera... machen können. Ganz pragmatisch: ab dem Zeitpunkt wo die Lizenzserver nicht mehr verfügbar sind, wäre mir effektiv der rechtliche Status bzgl. des Kopierschutzes egal. Rechtlich ist das dann sicher weiter falsch und böse, aber ich könnte es wohl mit meinem Gewissen vereinbaren.

Schlimm ist nur, man muss sich leider zeitnah um so "illegales" Zeug kümmern, denn sagen wir zu Amiga500 Zeiten gab es auch genug Leute die wussten wie da "störende Sicherheitsfunktionen" entfernt. Jetzt sind die, die es damals konnten entweder "alt" oder haben das Interesse an der Zeit für sowas verloren. Daher kommt das Problem, jeder muss heimlich ganz für sich alleine sich Zugang zu bösen Patches oder Tools verschaffen, nur um im eventuellem Fall der Fälle zukünftig dann nicht "offline" hilflos da zu stehen.


Bei Dokumenten, Filmen und Speichermedien interesiert mich primär nur das, was ich "statistisch" noch erleben werde, da rechne ich aktuell mal nur noch 30..40Jahre. Da reichen mir Formate, Datenträger und Filesysteme, die ich selbst 100% unter Kontrolle habe... daher mag ich USB-Sticks mit FAT32, denn die kann ich solange ich klar im Kopf bin notfalls mit eigener USB Hardware unendlich lange selbst Lesen&Schreiben, denn dazu brauch ich kein OS, da reicht mir jeder beliebige Microcontroler den ich irgendwie LowLevel auf HardwareEbene programmieren kann.

Ich tausche alle 10Jahre meine ArchivHardware so, dass alles weiter wenigstens gelesen werden kann, mein aktuel noch aus reinem Ehrgeiz schaffbares: es ist bis jetzt auch noch alles ausführbar und wenn nötig sogar in virtueller Umgebung reinstallierbar... die pflegeintensivesten Schätzchen sind da meine alten NovelServer V3.11 und V3.12 samt passendem MSDOS5, oder auch ein WindowsForWorkgroups V3.11 per DoppelVM nun letztendlich auf aktueller Gigabit-Hardware.

Ich betrachte das für mich als reines "Hobby", so wie jeder OldScool Autoschrauber jederzeit einen alten Vergaser V6 oder V8 wieder/weiter am Leben halten kann.
So wie es zukünftig wohl kaum fahrbereite org. Oldtimer mehr geben wird (weil schlicht selbst einfachste elektronische Bauteile in den Steuergeräten ihren Geist auf geben und die Firmware als Software da auch schon hart verschlüsselt ist. Man gehe doch mal egal ob Suzuki oder Audi mit einem Elektronikproblem in eine Fachwerkstatt... da verkabeln die das Auto und es wird per LiveConnect vom Hersteller gecheckt was los ist... die Leute in der Werkstatt dürfen und können (gewollt magels Wissen) da garnix mehr selbst offline machen... hoffen wir für alle Opelkunden das PSA von GM alle OnlineTools bekommen hat und diese für "ewig" aktiv hält


Wie gesagt, ganz pragmatisch: mich selbst interssieren da nur die nächsten 30..40Jahre die ich eventuell einigermaßen klar im Kopf erlebe... was in 50..100.. Jahren ist/wird, darüber sollen sich Leute die jetzt tagtäglich nix sich produktiv Lohnendes schaffen müssen ihre Gedanken machen.
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Benutzerbild von himitsu
himitsu

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Delphi 12 Athens
 
#4

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 13. Aug 2017, 23:00
Na offiziell ist das mit dem Online so, weil es die Kunden wollen, genau so, wie wir Kunden unbedingt alles in 'ner Blisterverpackung haben "wollen".
Und natürlich wegen den vielen bösen Raubkopierern, Cheatern und Bots.
Neuste Erkenntnis:
Seit Pos einen dritten Parameter hat,
wird PoSex im Delphi viel seltener praktiziert.
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Der schöne Günther

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Delphi 10 Seattle Enterprise
 
#5

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 13. Aug 2017, 23:07
Danke für die ausführliche Antwort.

Das mit Delphi/GetIt ist eine super Parallele zu unserem Delphi-Alltag. Es ist nicht per se schlechter, es ist einfach etwas anderes. Ich nutze es gerne. Aber wenn es um den Build-Prozess geht der die nächsten Jahre die Kunden mit Software beglücken soll, dann braucht man natürlich eine Lösung bei der man nicht drauf vertrauen muss dass die Embarcadero-Server zuverlässig verfügbar sind, sondern alles in eigener Hand ist (ISO und externe Bibliotheken lokal vorliegen).

Das mit den Autos ist auch eine Analogie, ich bin mal gespannt ob die hinhaut. So wie es heute Leute gibt die ihren Käfer hegen und pflegen wird es in 20 Jahren sicher Leute geben die ihren Tesla 1. Generation weiterhin am Leben erhalten und die neusten "Custom ROMs" draufflashen. Wäre ja schlimm wenn nicht.


Speziell für zum Thema "Computer-Software selbst (zum Privatvergnügen) konservieren" wäre ich aber wirklich dankbar wenn jemand einen Anhaltspunkt kennt ob diese Diskussion bezogen auf App Stores und Online-Spiele überhaupt schon einmal breit geführt wurde. Ansonsten grase ich mal alle Abandonware-Foren ab...
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Luckie

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Delphi 2006 Professional
 
#6

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 13. Aug 2017, 23:08
Schön auch der Kopierschutz, wenn die Server abgeschaltet werden und dann nicht die Software nutzlos wird, sondern die Daten.
Michael
Ein Teil meines Codes würde euch verunsichern.
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Der schöne Günther

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#7

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 13. Aug 2017, 23:09
Elaborieren Sie.
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jaenicke

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Delphi 11 Alexandria
 
#8

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 13. Aug 2017, 23:19
Klar gibt es jetzt die tollen schönen und schnellen Web&GetIT ONLINE-Installer, aber das ist und bleibt für mich ein NoGo. Wir verwenden solange es geht die notfalls 100% offline fähige Installation per ISO.
Die ISO wird es auch weiter geben, nur dass diese dann ebenfalls mit GetIt funktioniert, das dann schlicht die Pakete aus der ISO verwendet.

Davon abgesehen habe ich auch von jeder Delphiversion die ISO-Images herumliegen. Das heißt aber ja nicht, dass ich die auch benutzen muss. Die habe ich nur für den Fall, dass ich mal ohne schnelles Internet Delphi installieren muss. Benutzen tue ich aber GetIt und die ISOs lade ich mir auch nicht direkt zum Release einer Version, sondern ganz in Ruhe nebenbei mal.
Sebastian Jänicke
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generic

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Delphi XE5 Professional
 
#9

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 14. Aug 2017, 13:48
Bezüglich der Softwareerstellung wird es auch immer schwieriger.

Ich sehe viele Firmen welche sich auf z.B. NuGet verlassen, dass dieses immer verfügbar ist.
Irgendwann gibt es das nicht mehr und wie baut man dann noch den Quelltext, wenn die Libs nicht mehr runterladbar sind?
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Benutzerbild von himitsu
himitsu

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Delphi 12 Athens
 
#10

AW: Wenn die Software von heute die Abandonware von morgen ist

  Alt 14. Aug 2017, 13:54
Davon abgesehen habe ich auch von jeder Delphiversion die ISO-Images herumliegen.
Die meisten Delphianer haben aber nur eine Online-Lizenz (meistens Named User), welche sich nur installieren/aktivieren lässt, wenn der Server verfügbar ist.

SLIP (wird eh nicht so gern rausgegeben) oder eigenen Lizenzserver (AppWave, ELS, FLEX) nutzen die Wenigsten.
Neuste Erkenntnis:
Seit Pos einen dritten Parameter hat,
wird PoSex im Delphi viel seltener praktiziert.
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