@mm1256: Leider kann man es so isoliert nicht wirklich betrachten, da die Hobbyisten und gerade die jüngeren unter diesen essenziell dafür sind, dass Delphi Einzug in die Betriebe erhält. Delphi ist bestimmt schon fast eine Dekade auf dem Abstellgleis angekommen - zumindest wenn man sich den Markt mal versucht neutral zu betrachten. Ich habe in meiner Laufbahn bisher noch keinen Kunden oder Fremdfirmen gehabt, der/die nach der Antwort "Delphi" auf die Frage womit wir unsere Programme bauen Kommentare der Art: Ach, das ist dieses alte Pascal oder? Oder auch: Das gibt es noch? Oder auch gerne: Pascal, ja, da habe ich vor 25 Jahren in meiner Ausbildung auch mit angefangen. Nicht einer in meinem Dunstkreis wusste, dass es überhaupt noch aktiv weiter entwickelt wird. Das in einem Bereich, in dem früher Pascal ein fester, großer und guter Name war. Und das ist pures Gift, welches ganz klar (auch!) dem Umstand geschuldet ist, dass man den Einsteigern und Fummlern unnötige Finanzbarrieren aufbaut.
Hier mal was ich gestern Abend noch geschrieben hatte, was ich dank Bagger die Straße runter da nicht mehr abschicken konnte. Es betrifft genau diesen Themenverbund:
Zitat:
1E3 Euro für so ein komplexes Softwareprodukt wie Delphi finde ich angemessen.
Bjoerk,
sowas darf man vielleicht denken, aber nie öffentlich dort sagen/ schreiben, wo Emba-Verantwortliche mitlesen können.
Sie könnten auf dumme Gedanken kommen.
Wieso? Für ein professionell eingesetztes Tool IST der Preis sehr angemessen. Man bedenke mal, wie viel Wert man mit diesem Werkzeug nachher schöpfen wird. Für die meisten Entwickler die ihr Zeug nachher verkaufen sind die Anschaffungskosten eine Frage von Tagen oder wenigen Wochen.
Was man ganz klar trennen muss wenn man über "Preispolitik" diskutiert ist, wen man denn nun anspricht: Profi, interessierten Amateur, oder Schüler/Student. Dem Profi ist der Preis (relativ) egal, so lange er einen schöpferischen Vorteil erhält der ihm das Geld verdienen erleichtert. Der Amateur schafft keinen Wert, würde aber für sein Hobby evtl. einen kleinen dristelligen Betrag bezahlen, aber es ist eine Hemmschwelle die ihn ggf. zur Konkurrenz lenkt, die ein anderes Preismodell verfolgt. Der Schüler/Student ist gezwungen das Werkzeug zu verwenden, und ist notorisch arm.
Es gilt am Ende für ein Unternehmen für alle drei Nutzergruppen einen Preis anzubieten, zu dem sie gewillt sind bei dem Produkt zu bleiben bzw. es anzuschaffen. Hierfür gibt es die verschiedensten Modelle. Was ich zugeben will ist, dass Emba ziemlich sicher kein Modell gewählt hat, dass die beiden letzten Gruppen gut bedient. Aus Sicht der Buchhalter dort sind diese auch völlig irrelevant, und ich vermute da einfach ein wenig "angestaubtes" Denken sowie dass die bisherige Produktpalette von Emba sich bisher fast ausschließlich an Profis gerichtet hat, und man mit den anderen beiden Gruppen schlicht noch nie wirklich in Berührung kam. Und infolgedessen deren essentielle Wichtigkeit für den Fortbestand des Produktes nicht ganz korrekt einschätzt. Aber auch Sicht des Profis gibt es überhaupt keinen Grund über die Preise zu klagen.
Mich haben allerdings auch die Qualitätsprobleme und die generelle Ausrichtung von Delphi seit cirka der Übernahme durch Emba etwas kritisch gegenüber meiner "Muttersprache" gemacht. Und da ich in meinem Geschäftsfeld viel Wert darauf legen muss Altsysteme auch nach 10+ Jahren noch pflegen zu können, und mir die künftige Entwicklung bzgl. Delphi ein wenig Sorge bereitet, bin ich seit kurzem dabei nebenbei kleinere Projekte in C# neu aufzubauen um zu testen ob dieser Weg in Zukunft nicht eher geeignet ist.
Ein anderer wichtiger Grund ist, dass unsere Kunden fast immer unseren Code beim Notar haben, sollte mit unserem Unternehmen etwas passieren. Die Sicherheit brauchen sie, und das ist ja auch völlig okay so. Nur haben wir schon ganz konkret Aufträge verloren, weil der Kunde es als für zu schwierig ansah in ferner Zukunft jemanden zu finden, der Delphi-Sourcen überhaupt, und auch bezahlbar weiter pflegen kann. "Zu exotisch." - hieß es. (Der Lebenszyklus in der Industrie ist nicht mit dem der restlichen IT zu vergleichen. Wir lösen z.B. gerade ein System aus den späten 70ern / frühen 80ern ab, das bis heute im vollen Produktiveinsatz war. Wir reden über Bernsteinfarbene TTY Bildschirme und
DEC VAX, herrlich nicht?) Man schaue sich einfach mal nur an, was Banken kürzlich noch so für Leute bereit war zu zahlen, die mit Fortran und Forth umgehen können. Gezwungenermaßen aber auch nur, und das wollen Firmen natürlich nicht so gerne.
Natürlich ist man nie 100%ig davor geschützt, dass nicht eine Sprache/Technologie plötzlich komplett aus der Mode fällt, und auch C# ist darüber nicht erhaben. Allerdings ist es ja schon heute im Hier und Jetzt zunehmen schwer geworden wirklich kompetente Leute für Delphi aufzutreiben. Bei C# (bzw. .NET generell) sieht das zumindest jetzt noch anders aus.
"When one person suffers from a delusion, it is called insanity. When a million people suffer from a delusion, it is called religion." (Richard Dawkins)