Nun, da möchte ich zu bedenken geben, dass der Decoder ja u.U. durchaus in der Lage ist, mit Packetverlusten umzugehen und diese bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren.
Welche Umstände wären das?
Kompensation findet nur in gewissem Rahmen statt. Das bedeutet, daß ab einem gewissen Prozentsatz an Paketverlusten nichts mehr sinnvoll kompensiert werden kann. Laut
diesem Artikel können Paketverluste bis zu 20 Prozent so kompensiert werden, daß der Zuhörer die Paketverluste nicht bemerkt. Alles, was darüber liegt, wird vom Zuhörer als Stimm-Verfremdung (Roboterstimme) wahrgenommen. Mit
PSQM mißt man dann im Ernstfall nicht, was an übertragener Sprachqualität ankommt, sondern was der Decoder fabriziert – und das kann je nach Decoder bei gleicher Fehlerquote unterschiedlich sein (billige und teuere VoIP-Modems). Der eigentliche Verursacher der minderen Sprachqualität ist aber die Leitung bzw. das ungenügende Protokoll oder eine zu schwache Sende- und/oder Empfangsleistung. Man könnte z.B. sicherheitshalber jedes Paket gleich drei- oder viermal versenden, weil das die Chance erhöht, daß zumindest eines davon ankommt. Der VoIP-Empfänger (das Voice-Modem) kann viel schneller prüfen, ob ein Paket bereits empfangen wurde, anstatt mit hochkomplexen und rechenintensiven Algorithmen die entstandenen Signallücken zu interpolieren.
Je nach dem wie gut er das macht und wie die Packetverluste verteilt sind kann sich das in der Sprachqualität unterschiedlich auswirken.
Je nachdem, wie stark es regnet, kann sich das auf die Feuchtigkeit unterschiedlich auswirken. Klasse
(Nein, schlechter Vergleich, mein Satz ist um vieles aussagekräftiger als deiner.)
Aus diesem Grund finde ich das Ansinnen des Kunden nicht ganz so idiotisch wie es zunächst den Anschein hat.
Aber doch hoffentlich noch immer ausreichend "idiotisch", um den Drang zu verspüren, den Kunden über seine Denkblockade bzw. Unkenntnis aufzuklären? Oder doch besser nach dem Motto: "Egal, was du willst, ich mach dir alles, und wenn's noch so idiotisch ist."
Natürlich wäre es wünschenswert keine Packetverluste zu haben. Das scheint aber in der Praxis eher unrealistisch zu sein. Folglich muss man bewerten, ob die Packetverluste zu tolerieren sind. Dazu hat sich der Kunde auf ein bestimmtes standardisiertes Messverfahren eingeschossen. Er hätte vielleicht auch eine einfacheren Messwert nehmen können, etwa "Packetverluste pro Sekunde"... Da es aber für den Endnutzer letztendlich darauf ankommt eine akzeptable Sprachqualität zu haben, ist das gewählte Messverfahren vielleicht ganz sinnvoll.
Wenn ich weiß, wie groß die gesendeten Pakete sind, und auch weiß, wie viele gewöhnlich verloren gehen, dann kann ich mir leicht ausrechnen, ab wie vielen hintereinander verlorenen Paketen die Sprachqualität leidet. Leidet sie bereits, wenn jedes zehnte Paket verlorengeht? Oder müssen zwei oder drei Pakete hintereinander fehlen, um für den Zuhörer bemerkbar zu werden?
Das sind doch die eigentlichen Fragen, die man stellen müßte. Was soll ein teueres und aufwendiges Meßverfahren wie
PSQM am Ende feststellen? Daß sich die Sprachqualität verringert, je mehr Pakete unterwegs verloren gehen? Das kann ich dir auch so sagen. Rauschen und sonstige Störgeräusche messen zu wollen ist auf jeden Fall hirnrissig, wenn es um VoIP geht. Natürlich kannst du die vom jeweiligen Decoder eingestreuten Ersatz-Klänge (bzw. Stille) messen und mit dem gesendeten Original vergleichen, aber was bringt das?
Du bist doch am Ende nicht etwa ein Mitarbeiter der besagten
Firma
Der oben verlinkte Artikel bietet wichtige Hinweise für alle, die sich mit der Programmierung rund um VoIP befassen (müssen).
Auszug (drittletzter Absatz):
Die Sprachströme werden bei VoIP nicht mit dem sicheren TCP-Protokoll übermittelt. RTP nutzt stattdessen das ungesicherte User Datagram Protocol (UDP) für die Übertragung von Sprachpaketen. Der Grund hierfür liegt in dem hohen TCP-Overhead und durch TCP verbundenen hohen Paketverzögerungen. Durch die Nutzung von UDP werden auf der Transportebene keine auf dem Weg zum Empfänger verloren gegangenen Pakete wiederholt. VoIP kann zwar mit geringen Paketverlusten umgehen. Die sich dadurch verändernde Sprachqualität macht sich kaum beim Nutzer bemerkbar. Gehen jedoch größere Mengen an Datenpaketen verloren oder erhöht sich die Verzögerungszeit durch eine Überlast im Netzwerk, hat dies eine signifikante Verschlechterungen der Telefonströme zur Folge.
Und
ebenso wichtig (letzter Absatz):
Anmerkung: In der Praxis lässt sich die Qualität der eigentlichen Umkodierung mit Hilfe einer passiven Messung nicht überprüfen. Hierfür muss auf eine VoIP-Simulation, wie sie das Programm TraceSim VoIP zur Verfügung stellt, zurückgegriffen werden.
Und über passive und aktive Messungen:
Aktive/passive Messung (intrusive/non-intrusive) Bei den passiven Messverfahren (non-intrusive) werden vorhandene Daten abgegriffen und es wird nicht ins System eingegriffen. Aktive Verfahren hingegen können z. B. ein größeres zusätzliches Datenaufkommen verursachen, wenn sie zusätzliche Messdaten austauschen müssen. Sie verursachen eine zusätzliche Last und greifen in ein System ein. Die Implementierung ist in der Regel auch mit größerem Aufwand verbunden.
Quelle: Untersuchung und Implementierung von Non-Reference Qualitätsbewertungsverfahren für IPTV Audiostreaming