Um noch mal das Thema "ich stehe für meine Bugs gerade" aufzugreifen:
Als "Underdog" (sprich alles, was nicht in aller Munde ist) bin ich halt dazu gezwungen, das quasi Unmögliche zu bringen: Ich muss ein Produkt haben, dass in Funktion,
GUI und Features der ggf. bestehenden Konkurrenz ebenbürtig ist. Da ich aber vermutlich nicht so breit aufgestellt bin wie meine "großen Mitbewerber",
muss ich in allen Punkten besser sein als dieser, weil mein Produkt optimistisch gesehen fast immer nur gleich gut / gleich mächtig werden kann. Darüber hinaus wird mein Produkt wohl aus dem selben Grund teurer ausfallen, da ich nicht über meine anderen 20 Sparten und Nischen kompensieren kann.
Wenn ich mich nicht in "Nebensächlichkeiten" wie Support, generellem Kundenkontakt, Engagement und generellem "Beinausreissertum" abhebe, ist mein Produkt letztlich eigentlich überflüssig. Das wird einem der Markt mittelfristig auch in seiner meist eher unfreundlichen Art sagen. Diese Dinge wären gerade
die Killerfeatures für Produkte wie Delphi, wenn man von dem Rest
TP-Veteranen (und wie in meinem Fall in gewisser Weise dessen Kindern) mal absieht. (Zumal das eine zügig schwindende Fraktion sein dürfte.) Wenn das Drumrum nicht sehr bald auf ein Niveau kommt, wo ich mich als Kunde ernst genommen und wichtig fühle, könnte das durchaus problematisch werden.
Und bitte. Der Verweis auf's
QC ist doch Bullshit. Das dumme Ding hat nicht umsonst den Ruf, eher mäßig bedienbar zu sein, und eine Leichensammlung unbeachteter Bugs zu sein, denen keine Bedeutung beigemessen wird. Wenn man schon auf ein Bug-Tracking System verweist (und den direkten Support vermeiden will - was an sich ja schon ein No-Go ist), dann sollte es auch eine eigene Abteilung dafür geben, die sich wirklich darum kümmert die Dinge gründlich durchzugehen. Dann noch den Servicevertrag anzuführen finde ich wirklich hart. Der sollte für Fälle sein, in denen ich persönlich ein Problem habe, an dem ich nicht weiter komme. Wenn DAS für generelle Bugs nötig ist, dann ist der Service ohne Vertrag als gleich Null zu bewerten.
Weniger eigentlich: Rechne ich die Arbeitsstunden zusammen, die ich aufwende um herauszufinden, dass ein Fehler seitens Delphi vorliegt, addiere das mit der Zeit den Request einzustellen und das Demo-Projekt zu machen, und noch der Zeit (und Ablenkung von anderen Dingen die mein Geschäft eigentlich ausmachen) um meine Einträge nach Nachfragen/Lösungsideen/etc. nachzuverfolgen, wird ein
QC Eintrag für mich als Geschäftstreibenden aber mal ganz schnell eine verdammt teure Sache. Der Support wäre daher also eigentlich als negativ einzustufen - man
behindert mich zusätzlich zu den eigentlichen Bugs.
Wie machen wir das?
Wir müssen uns gegen so Kleinigkeiten wie Siemens und ABB behaupten. Mit einem 6-Mann Betrieb, der international tätig ist. Was tun wir? Rein funktional können sicher einige ähnliches bringen. Wir lassen uns aber zum einen voll auf Kundenwünsche ein, und schneidern nach Maß. Das geht bei "allgemeiner" Software wie z.B. Delphi nicht so richtig, aber was wir ebenfalls tun: Jeder Kunde kann uns zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Sogar wenn es etwas ist, was am nächsten morgen genau so gut ohne Einbußen behebbar wäre. Und auch wenn der Fehler letztlich in der Bedienung oder der von extern installierten Anlagentechnik ist: Wir reissen uns ein Bein aus den Fehler ANDERER zu finden und zu beheben, weil unser Job auch ist, die Funktion unserer Kunden zu gewährleisten. Kleinere Funktionserweiterungen werden unter der Hand innerhalb von wenigen Stunden/Tagen eingepflegt, dafür brauchen wir keinen Auftrag und stellen keine Rechnung. (Bei größeren Erweiterungen bzw. Umbauten dagegen schon.) Wenn einer anruft, spricht er spätestens nach einer Vermittlung mit dem Entwickler, der für den betroffenen Teil direkt und unmittelbar verantwortlich ist, und fachkundig Fragen stellen sowie Fixes erstellen kann. Oft noch im Gespräch.
Wir stellen auch sicher, dass ein Kunde möglichst immer mit den gleichen Personen in den gleichen Rollen zu tun hat. Er muss sich nicht damit plagen, Leute gedanklich "nachzurüsten", die das vorliegende Projekt nicht in- und auswendig kennen. Und all das leisten wir bei dennoch guter preislicher Konkurrenzfähigkeit zu den großen im Geschäft, und es sind eben genau solche Dinge, die auch unsere Kunden immer wieder als den Grund nennen, weshalb sie so gerne mit uns arbeiten. DAS sind die Sachen, mit denen man sich als kleinerer Mitspieler Bedeutung und Berechtigung verschafft. Emba verhält sich hier leider zunehmend wie eine Firma, die sich das locker leisten könnte. MEissings gut gemeinte, aber erkennbar gedrosselte 1-2-Zeiler helfen da leider auch oft nicht drüber hinweg (wobei ich mir auch darüber im Klaren bin, dass er persönlich fast sicher auch aktiver und umfangreicher schreiben würde, es aber einfach nicht kann/darf).
Das ganze Thema ist doch eigentlich sowas von Zentral! Wenn diese Dinge alle passen würden, da würde doch kein Hahn mehr nach Preisen krähen - dann wäre Delphi im Enterprise-Segment "der Shit", egal ob Neulinge jetzt mit Java, C# oder Python groß geworden sind. Business würde dann Delphi sprechen. Ähnliches gibt es bei DBs ja auch: Der Nachwuchs kommt über
FB/
MySQL, im Business Segment spricht man aber viel eher Oracle und MS
SQL, die richtig Asche kosten. Anfüttern mit kostenlosen Versionen schadet sicherlich nicht, wäre aber in der aktuellen Situation wohl kaum mehr als ein verzweifelter Notnagel. (Am Rande: Kostenlos! Günstig reicht einfach nicht mehr, die Zeiten sind leider vorbei. Keiner kauft sich mal eben was zum testen, man läd Eclipse, #Develop, VS Express und eine Hand voll weiterer
OS/Freeware IDEs runter um reinzuschnuppern. Dafür gibt doch keiner mehr Geld aus, nichtmals 1€, da der Bezahlvorgang an sich schon Hürde genug ist um den Browsertab ohne weiteren Gedanken daran zu schließen.)
"When one person suffers from a delusion, it is called insanity. When a million people suffer from a delusion, it is called religion." (Richard Dawkins)