Da muss ich doch auch mal meinen Senf dazugeben:
Daß ich wissen möchte, wie realistisch sich ein potentieller Arbeitnehmer einschätzt ist schon richtig. Die eigene Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und des eigenen Marktwertes sagt viel aus über die Marktkenntnis. Wichtig ist mir dabei aber auch, daß ich diejenige gleich aussiebe, die den Job dann nur nehmen, weil sie grad keinen anderen finden und dann nach ein paar Montaten kündigen, weil sie sich unterbezahlt fühlen.
Naja ganz einfach...
1.)Warum soll man jemandem 4000 EUR zahlen, wenn er selber schon mit 2000 EUR zu frieden ist.
Dann kann man doch lieber hin und wieder das Gehalt erhöhen und der Angestellte freut sich...
Und genau da beginnt Ausbeutung.
Genau das ist eine Einstellung die ich in meinem Unternehmen nicht brauchen kann. Niemand beutet hier irgendwen aus - denn nur wenn Arbeitgeber UND Arbeitnehmer zufrieden sind und jeder eine adäquate Gegenleistung in Form von Arbeit (Arbeitgeber) und Gehalt (Arbeitnehmer) bekommt, wird da auch langfristig was draus.
Einen Arbeitnehmer der von vornherein den Arbeitgeber nur als den bösen Kapitalisten sieht, der den armen Arbeitnehmer nur ausbeuten will - sojemand hat in einem seriösen Unternehmen keinen Platz.
Arbeitgeber, Arbeitnehmer und - ganz wichtig - der Kunde sind Partner! Denn letztendlich wird die Leistung des Unternehmens nur gut sein, wenn es den Mitarbeitern gut geht und der Chef nicht jeden Monat grübeln muss, wie er denn die Gehälter zusammenkratzen soll. Und nur wenn die Leistung gut ist wird es gute Kunden haben, die gutes Geld bezahlen.
Für mich gibts für das Zurückhalten der Gehaltszahlen aber noch einen ganz anderen Grund: Als kleines Unternehmen ist für uns oft nicht ganz definierbar, welche Aufgabenstellungen dem Mitarbeiter übertragen werden sollen. Man sucht für einen Kernaufgabe einen Mitarbeiter - welche der diversen anderen Arbeiten sonst noch durch den Mitarbeiter erledigt werden können hängt von der Qualifikation des Mitarbeiters ab und entscheidet damit auch über den Preis.
Wenn wir z.B. einen Linux-Entwickler für unsere Messgeräte suchen, dann macht z.B. einen großen Unterschied ob jemand Erfahrung mit der Entwicklung von betriebswirtschaftlicher Software unter Linux hat oder ob er aus der Medizintechnik-Ecke kommt und vielleicht sogar noch ein bischen Ahnung von Elektronik hat.
Unterm Strich würde ich sagen, daß das Gehalt von mehreren Faktoren abhängt:
- Qualifikation und Erfahrung für die Kernaufgabe
- Nutzbarkeit der weiteren Qualifikation und Erfahrung
- und - natürlich - das Verhandlungsgeschick von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. (Insofern ist der Vergleich mit dem Pokern schon richtig, nur wenn einer dem anderen die Hosen auszieht dabei, dann wird das ganze keine Zukunft haben!)
Ich sag immer, wenn der Unternehmer wirklich Fachkräfte will, findet er auch welche!
Da wage ich jetzt aber zu wiedersprechen. Kommt vielleicht auch auf die Definition von "Fachkraft" an...
Gruß
Luggi