Zunächst ist denke ich die Entscheidung wichtig, ob du auf eine Uni oder eine FH willst, oder ob gar ein Kombistudiengang interessant wäre. Die drei Dinge sind, zumindest im Durchschnitt (die Einrichtungen sind ja sehr individuell), aufsteigend nach ihrer Praxisorientiertheit sortiert.
Ich selbst habe 2-3 Semester an der Uni Dortmund verbracht, und bin dann an die FH Dortmund gewechselt. Im Rückblick, würde ich jetzt vor der Entscheidung stehen und nicht schon vorher jahrelang im Betrieb meines Vaters tätig gewesen sein, versuchen einen Kombiplatz zu bekommen - einzig aus dem Grund, dass vielen Arbeitgebern Erfahrung und Referenzen oft noch wichtiger sind als der bloße Abschluss. (Je höher man in der Kariereleiter einsteigen will, desto wichtiger wird letzterer aber.)
Was ich an der FH Dortmund gemacht habe, woran ich mich auch erinnere (ohne Wahlfächer): (ohne Sortierung)
- Einführung in Programmierparadigmen (Funktional, OOP, Prozedural, etc.) mit Einstieg in Java als Anwendung für OOP
- Entwicklungsstrategien (Wasserfall, Extreme-Programming usw.) und Projektplanung
- Systemprogrammierung (Eine Hand voll Assembler, etwas C und so), Zahlendarstellung (Basen und Umrechnung, Floats)
- Netzwerktechnik (IP-Adressen und Masken und Architektur (OSI etc.) sowie Konfiguration von Routern/Switches, Topologien)
- Mathe (Lineare Algebra: Vektoren, Matrizen und was alles da dran hängt (gott wie viele Eigenwerte ich berechnen musste, uff); Analysis: Von Kurvendiskussion über herrlich verkettete Ableitungen und Quadratische Ergänzungen bis hin zu purer Magie; Statistik: Gauss wird dein bester Freund)
- Sprach- und Automatentheorie, dazu eine Portion Bool'scher Algebra
- OOP und alles was dazu gehört, und zwar bis zur Vergasung und zurück. (Ich mag Sequenzdiagramme bis heute nicht mehr sehen.)
- Datenbanken: Verschiedene Modelle, Vertiefung in relationale DBs, SQL, Modellierungsverfahren (Normalformen und so)
- Künstliche Intelligenz: Eher oberflächlich, wir haben's nie dazu gebracht mal ein einfaches NN selbst zu bauen - Fuzzy Logic war schon viel verlangt (schade)
- Multimedia: Im Wesentlichen Fourier rauf und runter, dabei viel JPEG und Übersicht über die diversen aktuellen Formate (an sich war das diskrete Signalverarbeitung am Beispiel "Videos und MP3") sowie Kompression (Huffman, LZW, Arithmetisch...)
- Mensch-Maschine-Interaktion (Farbenlehre, GUI-Design, Standards)
- DV-Recht (Copyright, Patente, Markenrecht, Geschmacksmuster... bla bla)
- Programmieren an und für sich (Tonnen an Java, ein Hauch von C++, stark auf Klassendesign und -mechaniken und Finten und Feinheiten der Syntax fokussiert)
(Kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Was ich heute davon im Beruf konkret brauche: Nichts. Allerdings empfinde ich das "schon mal von gehört haben" zu vielen Gelegenheiten als sehr wertvoll, und das Studium schult doch stark das reine Auseinandersetzen mit teils sehr komplexen und theoretischen Sachverhalten. Am Ende war das meiste also eher für den Hinterkopf und "ich wüsste, wie ich es angehen würde", die genauen Themen sind fast schon egal.
Die Wahl "Uni, FH, Kombi" ist daher weniger nach genauen Inhalten zu treffen, als viel mehr nach "wie viel Praxis brauche ich, um motiviert zu bleiben" und "was könnte wohl mein künftiger Brötchengeber als für wertvoller erachten: Titel oder Handwerk".
Zum Thema Allgemeine, Wirtschafts- oder technische Informatik:
Allgemeine Info: Siehe oben
Technische Info: Etwas weniger im Bereich Programmierstrategien und DBs, dafür Physik und E-Technik sowie Wahlmöglichkeiten wie Automatisierung und Robotik (gegenüber Vertiefungen zu allgemeineren Richtungen und Differenzierungen im matehmatischen Bereich) sowie deutlich mehr Netzwerktechnik und -administration
Wirtschaftsinfo: ~50% BWL/VWL, Rest allgemeine Info, wobei da der Fokus eher auf das Programmieren und Planen liegt, und weit weniger vertieft wird. An der FH Dortmund sind die Wirtschaftsinformatiker stark von den allg./techn. getrennt - letztere Teilen sich viele Vorlesungen, während die wirtsch. teilweise komplett andere Professoren haben. Daher kann ich da zu Details weniger sagen, mein Wissen beruht da auf Gesprächen mit Kommilitonen.
Oder anders:
Allgemein: Du möchtest hauptsächlich programmieren, oder planen wie andere zu programmieren haben
Technisch: Du möchtest eher mit Embedded Systems hantieren und Schaltungsberechnung plus Lötkolben liegen dir gut in Hirn und Hand
Wirtschaft: Du möchtest programmieren, und zwar am liebsten für/in SAP oder eigene ERP Lösungen (bzw. die deines Arbeitgebers)
Zur Info-Fakultät der FH Dortmund an und für sich:
Gebäude auf dem Gelände der Uni, dadurch viel Infrastruktur und kurze Wege. Die Mensa ist seit ihrem Umbau spitze (das Salatbuffet alleine ist schon deluxe), die Bibliothek wird durch eine Fachbereichsbib prima ergänzt. Die Profs sind bis auf 2-3 Ausnahmen klasse, und auch an ihren Studenten interessiert. Alle bieten ein Skript an, das auch alle via Internet runterladbar machen. Nur eine macht einen Buchkauf quasi zur Pflicht, bei allen anderen reicht das Skript + Vorlesung locker zum fehlerfreien Bestehen der Klausuren - Literatur ist nur bei weitergehendem Interesse oder schwierigeren Verständnisproblemen nötig. Bei denen aber auch die Profs stets gerne weiter helfen, sei es kurzfristig nach der VL wenn es passt, oder in den meist gut wahrnehmbaren Sprechstunden.
Der Ablauf ist, verlgichen mit den meisten Unis, relativ "verschult". Das heisst, dass es einen "goldenen Weg" gibt, was Reihenfolge und Gleichzeitigkeit der Fächer angeht, denn für diesen Weg sind sie angelegt und innerhalb der Semester terminiert. Auch fängt man in aller Regel um 8 an, und hört irgendwann zwischen 12 und 18 Uhr auf - also wenig Leerstunden zwischen den VLs.
Die Räume sind modern - fast jeder hat einen funktionierenden Beamer, Tafeln etc., gute Belüftung und Beleuchtung, sauber. Umfangreiche Inhalte via Web, auch lassen sich alle Anträge und Kontaktdaten an zentraler Stelle im Netz finden, ebenso das schwarze Brett (gibt's quasi nur online) und die Selbstverwaltung bzgl. Notenübersicht, Klausuran-/abmeldung, Kursanmeldung etc. Die meisten Profs bedienen sich auch der FH Seite für die Fachinhalte. Ziemlich geringe Wartezeiten bei Besuchen der "Offiziellen". Ausser in den ersten 1-2 Semestern auch sehr angenehme Kursgrößen, von ca. 70 bis 150 Leuten bei den "großen" allgemeinen Vorlesungen, bis runter zu 12-20 Leuten bei Wahlfächern, Seminaren und Übungsstunden. Campusweites WLAN (Schlüssel nach Antrag), viel kommerzielle Software unkompliziert als Studiversion kostenlos verfügbar. Recht moderner und sinnvoll administrierter Rechnerpark, zum weit größten Teil Windows-Basierte Arbeitsstationen. Delphi verbinden quasi alle dort noch mit TP5. 1a Anbindung ans ÖPNV, viele große Parkplätze in direkter Umgebung, Kinoabende im großen Hörsaal - manchmal mit Würstchen und Bier!
Alles Infos, die zumindest um 2009/10 noch aktuell waren.
(Hm, so im Nachhinein war's ja doch gar nicht so schlecht merk ich grad
)
"When one person suffers from a delusion, it is called insanity. When a million people suffer from a delusion, it is called religion." (Richard Dawkins)