Wenn ich jemanden einstellen müsste würde jemand mit Studium, Diplomen und guten Noten, bei mir den kürzenren ziehen vor jemandem ohne o.g., dafür mit Biss, Interesse (Leidenschaft) und reichlich breitbasiger Delphierfahrung ...
Sehe ich genauso. Davon abgesehen werden nichtakademische Programmierer gewöhnlich schlechter bezahlt bzw. verlangen weniger. Auch die Finanzämter (zumindest in Baden-Württemberg) benachteiligen Nichtakademiker: So kann ich mich ohne abgeschlossenes Studium nicht als Freiberufler betätigen, sondern muß ein Gewerbe anmelden, wenn ich Programmieraufträge erledigen will. Der abgeschlossene Informatiker muß das nicht.
Man studiert ja in der Regel auch nicht Informatik, um hinterher ein gewöhnlicher Programmierer zu werden. Die meisten streben wohl eher höher dotierte Positionen an, wo sie konzeptionell, delegierend und überwachend tätig sein können. Dennoch erwarten die meisten Firmen von einem Bewerber auf eine Programmiererstelle ein abgeschlossenes Informatik-Studium und meist so um die 3 bis 4 Jahre Erfahrung ...
Meine Erfahrung mit Informatikern als Kunden ist eher negativ gefärbt. Der letzte, ein abgebrochener, daher mit Gewerbe, hatte die Millionen Codezeilen seines seit (nach eigenen Angaben) zehn Jahren laufenden Projekts nur sehr spärlich kommentiert. Ich erhielt einen Auftrag von ihm, wofür ich mich aber erst mal in sein komplexes System einarbeiten mußte. Er hielt mich in dem Glauben, daß ich auch für die Einarbeitung bezahlt würde. Nach 4 Wochen à 7 Tage à 10 Stunden machte er mir klar, daß er für die Einarbeitung nicht zu zahlen bereit wäre, und daß Nachfragen bei zukünftigen Projekten meine Rechnungen schmälern würden. War mal wieder ärgerlich, vier Wochen verplempert und keinen Cent gesehen. Dabei hab ich ihm während der Einarbeitung ein Projekt fertiggestellt, für das er, wie er meinte, leider nichts bezahlen kann, denn das sei im Vertrag mit seinem Kunden bereits mit drin gewesen. Ein anderer Informatiker verlangte doch tatsächlich, daß ich für ihn für 15 Euro die Stunde arbeite und ihm für jedes Projekt unentgeltlich Struktogramme und Dokumentationen zu liefern hätte. Dann lieber gar nicht arbeiten ... Üblich scheint es auch zu sein, bis zur Vollendung des Projekts zu warten, um dann mit fragwürdigen Argumenten zu behaupten, das Resultat meiner Arbeit sei nun plötzlich doch nicht das, was er sich vorgestellt hatte und mit diesem Argument das Projekt zu stornieren. Mit meinen Außenständen könnte ich ein halbes Jahr Urlaub machen ... Wenn das so weitergeht, sind meine Reserven bald aufgebraucht und ich muß zum Sozialamt gehen ...
Ich könnte noch mehr derartiges erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen ...