Was ich mir doch als neue Funktion vorstellen könnte, wäre so eine Art 'ComponentStore' zentral für Delphi im Web mit Anbindung an die
IDE, sodass man eigene Komponenten dort einstellen und von anderen, mit direkter
IDE-Installation, abrufen kann.
Ich finde das an sich eine gute Idee. Jedoch nicht wegen dem 'ComponentStore', sondern eher als Community-Förderung. Die Anzahl der kommerziellen Delphi-Entwickler geht nun mal leider bergab, das ist nicht anfechtbar. Allein schon die Job-Ausschreibungen sind ein gutes Indiz dafür. Ein weiteres Beispiel habe ich direkt bei uns aus der Firma: ein Kunde wollte ein Software-Update für ihre Produktionssteuerung. Das bisherige System war in Delphi geschrieben und das von uns jetzt neu entwickelte System basiert komplett auf .NET - mit allen Vor- und Nachteilen. Es tat mir tief in der Seele weh, dass das ganze Delphi-System (ok, war grausamer Code - ist aber eine andere Baustelle) durch ein .NET-System abgelöst wurde. Ich denke, dass das häufiger vorkommt - und wenn ich ehrlich bin: der wirklich grausame Delphi-Quelltext war auf den ersten Blick kaum schwerer zu verstehen als der gute C#-Code -> Delphi ist halt von Anfang an auf Lesbarkeit abgestimmt, was ein riesen Vorteil z.B. in Code-Wartbarkeit ist.
Eine zentrale, zusammengeschweißte Community würde - meiner Meinung nach - dem Trend entgegenwirken. Wenn ich für .NET Komponenten suche, gibt es keine wirklich gute Seite wie z.B. Torry.net (jedenfalls habe ich noch keine gefunden). Mircosoft hostet zwar z.B. CodePlex - was bei kommerziellen Komponenten schon mal keine Option ist. Durch eine solche Community weiß man wenigstens, dass man nicht alleine ist. Das ganze mit einer sinnvollen und kundenfreundlichen Politik und bei vielen würde das mulmige Gefühl beim Wort "Delphi" im Zusammenhang mit "neues Projekt" schon sehr viel geringer werden - denn man wüsste, dass es eine aktive Community und aktiven Support gibt. Ich weiß, dass es bei Emba das
QC und auch einige Komponenten gibt - jedoch wirkt das ganze noch nicht so rund.
Microsoft hat mit .NET wirklich einen großen Wurf gemacht - und Anhand der Update-Zyklen mit den verbundenen Neuerungen kann man sich schon grob vorstellen, was für eine Man-Power Microsoft in .NET steckt -> eine gigantische. Dem kann Emba natürlich nicht entgegen wirken, doch leider ist .NET - wie Delphi auch - auf Rapid-Development ausgelegt und somit eine sehr starke - wenn nicht sogar übermächtige - Konkurrenz. Um wieder etwas mehr mitmischen zu können, muss man erstmal versuchen, Boden unten den Füßen zu bekommen - und zwar am Besten mit dem, was .NET nicht kann: native(!) Anwendungen für
Win32, Win64, MacOS, Linux, iOS und Android erstellen zu können. Apple liefert sogar eine steile Vorlage in dem sie sagen, dass auf dem iPhone nur native Anwendungen laufen dürfen. Wenn man dann jedoch mit Sachen wie SubVersion-Integration in die
IDE sowie ein paar Bugfixes rumkleckert, dann ist es nicht 5 vor 12 sondern 20 nach 4 (ok, ist jetzt Böse ausgedrückt, aber die Kernaussage stimmt). Und das wichtigste dabei ist: so schnell wie möglich. Man muss den Leuten ja auch die Zeit geben, ihre Komponenten anzupassen. Was bringt einem ein 64-Bit-Compiler, wenn keine externen Komponenten funktionieren und man nur ein-zwei Buttons auf eine Form klatschen kann. Ich weiß, das ganze 64Bit-Gedöns wurde schon im "Delphi heißt jetzt Delphi XE" - Thread schon sehr ausführlich und emotional geführt, jedoch musste ich das jetzt so sagen.
Noch mal kurz zurück zu MS vs. Emba: man könnte auch versuchen, die Man-Power durch "Outsourcing" etwas auszugleichen. Ich meine damit: Emba konzentriert sich komplett auf einen soliden Compiler und eine ausgereifte
IDE (man muss ja nicht gleich mit VS2010 gleichziehen - jedoch muss ein Fortschritt sichtbar sein). Datenbank-Componenten jedoch können z.B. an andere abgegeben werden. Und (meiner Meinung nach!) ganz wichtig: endlich von den bescheidenen Altlasten trennen. Im Jahre 2011 hat keiner mehr einen Anspruch darauf, ein Delphi-2-Programm ohne Änderungen neu kompilieren zu können. Und wenn das so wichtig sein sollte und das unbedingt beibehalten werden sollte: dann kann man das noch mit den nächsten 5 oder vielleicht sogar 10 Versionen machen und danach gibt es eh keine neue
IDE mehr. Es kommen harte Zeiten auf Emba zu, denn die
VCL z.B. ist nicht flexibel genug zum Abdecken aller Plattformen - da braucht es genug Anpassungen bis hin zum neu schreiben. Leider hat Emba nicht die Man-Power gleichzeitig noch neue Features wie Multi-Touch oder die Ribbons-Komponente (die ja, so wie ich das gelesen habe, nicht so der Hammer sein soll) einzubauen - daher meine Idee mit dem "Outsourcing" als letzte Option.
Und noch eine Meinung von mir: ich denke jeder hätte wegen der (mittlerweile ja mit Quellen belegten) Ankündigung eines 64Bit-Compilers im Jahre 2007/2008 nichts gesagt, wenn die Verschiebung (ich hoffe, dass es eine Verschiebung ist) begründet worden wäre; dass das ganze aber heimlich untern Tisch gekehrt wurde und nun sogar die Existenz dieser Meldung angezweifelt wird finde ich wirklich armselig. So geht man nicht mit seinen Kunden um. Auch deswegen gehen ja viele weg von Delphi: keiner kann sich mehr darauf verlassen, wie es weitergeht. Emba! Erarbeitet euch das Vertrauen wieder! Viele geben euch noch eine Chance! Es ist keine Schande zu sagen: wir schaffen es nicht bis zum xx.xx.201x -> wenn ihr wenigstens glaubwürdig darstellt, was bereits fertig ist und wie lange ihr noch brauchen werdet. Und wenn das dann zum neu prognostizierten Termin wirklich eine lauffähige Version mit den angekündigten Features in den Regalen steht, werdet ihr wieder Vertrauen genießen.
Grüße
David