Re: Was macht ihr in eurem (Informatik-)Beruf?
16. Mai 2010, 04:11
Es kommt wirklich sehr viel darauf an, wo du letztlich landest. Wie bereits erwähnt wurde, ist auch meine Erfahrung, dass je größer der Betrieb ist, desto mehr ist man wirklich Spezialist. Bei so 10 bis 20-Mann Schmieden verschwimmen die Grenzen schon eher. Wichtig ist evtl., dass du als gelernter Informatiker im Wesentlichen auf Programmieren "fest" sitzt, und solltest du irgend wann mal merken, dass dir Softwaredesign und Projektplanung/-leitung doch ganz gut liegt, wird's erheblich schwieriger dort hin zu kommen. Nicht unmöglich, aber gerade Betriebe ab mittlerer Größe schließen oft Leute unter manchen Graden kategorisch von Posten aus. Oft reicht für (abteilungs-)leitende Tätigkeiten dort nicht ein mal mehr ein Bachelor.
Das heisst aber nicht, dass das nie gehen würde. Es gibt wiederum auch Betriebe, die viel mehr nach Erfahrung und Person gehen, hier auch wieder eher kleinere.
Wenn dir Mathe und eigentliche "Informatik" (um es mal von "Programmieren" abzugrenzen, Informatik ist eine Wissenschaft, keine Tätigkeit) gefallen, und du noch ein paar Jahre lernen und Klausuren aushälst, wäre ein Studium sicherlich keine dumme Idee. Man qualifiziert sich ggf. für manche Posten über, aber da man die Möglichkeit hat Betriebe zu finden in denen auch ein Akademiker an die Tasten kommt, ist das finde ich kaum merklich. Eine sehr wichtige Entscheidung ist dann die Hochschulform: Uni = pure Theorie. Programmieren am PC findet häufig nur in freiwilligen Zusatzkursen statt, die teils auch unbenotet sind, und nur als "teilgenommen" im Zeugnis auftauchen. Das ist wirklich pure "Informatik". An einer FH dadegen hat man vergleichsweise viel zu tippen, und das Feeling ist eher wie in o.g. Kleinbetrieben. Man macht auch nicht wenig Theorie, aber Umsetzung und Praxis sind fester Bestandteil des Lehrplanes, und der Benotung. Man bekommt oftmals auch eine kleinen Einblick in Managementbereiche wie Projektplanung, die so an sich erstmal wenig mit Info selbst zu tun haben, aber auf potentielle Leitungstätigkeiten hin ganz interessant sind. Weitet man dann noch auf den FH Master aus, ist, zumindest von dem was ich bisher gesehen hab, der Löwenanteil dort eher Management.
Je nach Hochschule gibt es innerhalb der Informatik auch noch Unterteilungen. An meiner FH z.B. kann man praktische und technische Informatik machen. Praktische ist das allgemeinere, eher auf Entwicklung und Theorie ausgerichtet, technische hat Schwerpunkte in Netzwerktechnik, Physik, E-Technik. Beide teilen sich den größten Teil der Vorlesungen, aber eben nicht ganz alles. Ob, und was es da gibt, dürfte von Uni/FH zu Uni/FH verschieden sein.
Auch wenn ich hierfür vermutlich von dem ein oder anderen Schelte kassieren könnte: Wenn du dir das vorstellen kannst, kann ich ein Studium echt nur empfehlen. Es bietet vor allem höhere Einstiegsgehälter, und ist deutlich einfacher (bzw. überhaupt) mehr nach "oben offen". Wenn dich dagegen nur das pure Hacken glücklich macht, und du dir da sehr sicher bist: Auch diese werden ziemlich sicher noch sehr lange gebraucht werden, und gerade mit Berufserfahrung hat man später auch noch einiges an Türen offen.
"When one person suffers from a delusion, it is called insanity. When a million people suffer from a delusion, it is called religion." (Richard Dawkins)
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