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Phoenix
(Moderator)

Registriert seit: 25. Jun 2002
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AW: Gendering in Jobangeboten

  Alt 14. Dez 2021, 19:22
Ich finde es relativ interessant, wie man sich an so einem Thema aufreiben kann.

Am Ende des Tages hat das ganze doch, genau wie die Tabs vs. Spaces-Diskussion, nur eine valide Antwort:

Entweder, man versucht respektvoll miteinander umzugehen, und respektiert damit eben den Wunsch anderer Personen, nicht nur männlich und/oder weiblich angesprochen zu werden, bzw. man respektiert eben den Wunsch oder gar das Bedürfnis von Mitarbeitenden, insbesondere z.B. von denen mit Sicht-Behinderungen, ihre Tabweite individuell nach ihrem Bedarf festzulegen und nutzt eben die dafür vorgesehenen Tabs, anstelle ihnen ihre individuelle Einrückung zu verweigern und mit festen Spaces die eigene Vorliebe durchzusetzen. Oder man zeigt eben keinen Respekt.

Und ja, ganz früher gab es Mitarbeiter/-innen, dann man hatte man sich gerade so an das binnen-I (MitarbeiterInnen) gewöhnt, dazwischen irgendwo Mitarbeiter:innen, dann das Gender-Sternchen - es wird einem wirklich nicht leicht gemacht. Wir haben viele Möglichkeiten in der Sprache und Sonderzeichen mitten im Wort finde ich auch extrem uncool.

Ich persönlich versuche in offiziellen Dokumenten soweit möglich generische Begriffe zu verwenden: Mitarbeitende. Forschende. Feuerbekämpfende. Gewöhnungsbedürftig, aber somit können Sonderzeichen im Wort die in der Tat das Lesen erschweren recht einfach vermieden werden.

Oder, wo das extrem unpraktikabel wäre, versuche ich durch stilistische Mittel das althergebrachte Rollenkonzept bewusst aufzubrechen. Wenn es einen gesellschaftlichen Unterschied in der Wertigkeit von Rollen gibt, drehe ich dort einfach den Spieß um. Es ist in meinen Fachartikeln meistens "die Entwicklerin" und "der Bediener". "Die Ärztin" und "der medizinisch-technische Assistent".

Sprache prägt. Und wie wir sie benutzen prägt auf lange Sicht unser Umfeld. Wenn wir unterschiedliche Wertigkeiten vermeiden wollen, können wir, in dem wir unsere Sprache bewusst verwenden, damit unseren Respekt einfach ausdrücken. Und wenn unsere Sprache dann irgendwann keine (implizite) unterschiedliche Wertigkeit zwischen Geschlechtern mehr transportiert, und z.B. Kinder auf einmal ohne diesen impliziten Unterschied aufwachsen, dann werden tatsächlich bestehende Unterschiede auf einmal viel sichtbarer. Und damit kann man sie besser / einfacher abbauen.

Es ist ein kleiner Schritt, und ja: Er erfordert es, ein wenig mit zu denken. Idealerweise geradeaus. Und das scheint heutzutage für einige leider etwas schwierieger zu sein. Aber er ist wichtig. Um Respekt zu zeigen. Auch das scheint heutzutage sehr schwierig für einige zu sein. Um etwas zu bewegen. Im Kleinen. Im eigenen Umfeld. Überall ein bisschen. Damit es irgendwann für alle, egal welchen Geschlechts, fair zugeht, und jede Person den ihr gebührenden Respekt erfährt.
Sebastian Gingter
Phoenix - 不死鳥, Microsoft MVP, Rettungshundeführer
Über mich: Sebastian Gingter @ Thinktecture Mein Blog: https://gingter.org
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