Die "Unbeliebtheit von Delphi" liegt sicherlich zum großen Teil daran, das es in der Delphi (oder Pascal) Welt
nicht alle paar Monate alles neu kommt, man seinen gesamten alten Quellcode wegschmeissen muss, um nun auf die
ganz neue [Platzhalter für irgendein Buzzword] Plattform umstellt, weil das insbesondere bei [noch ein Platzhalter
für irgendein Buzzword] viel besser ist ....
Es gibt seit Jahrzehnten den gleichen Kram auch mit
SQL Datenbanken, nosql ist alles viel besser, davor kamen einige
sogar mal mit
XML Datenbanken, alles so viel doller als 08/15
SQL Datenbanken .... oder vielleicht doch nicht?
Und auch wenn es ewig totgesagt ist, auch heute noch dominieren
SQL Datenbanken sehr große Teile in
betriebswirtschaftlich benutzter Software.
Ich kann aus meinem Kundenkreis durchaus von einigen Kunden Projekten berichten, bei denen große Teams irgendwas
in irgeneiner webbasierenden oder .NET oder java basierenden Technik umsetzen, wo ich mich frage, warum dauert das
länger als eine Woche oder ein Monat? Und die verbraten da Mannjahre ....
In einem Projekt bei dem Laden mit dem großen T an der Haustür war einer der Programmierer bekannt das er angeblich
mit fast jeder Programmiersprache einsetzbar war. Konkrete Nachfragen zu seinem vorliegenden Quellcode und der
von ihm darin verbockte Datenbankzugriff auf gruseligen Tabellenstrukturen zeigten mir nur, das er vermutlich
in vielen Programmiersprachen ein "Hallo Welt" zum Laufen bekommt, aber nirgends darüber hinaus zu gebrauchen
ist. Damals war sein neuestes Steckenpferd java und alle Projektbeteiligten waren glücklich, das in dem Projekt
mit Delphi und
SQL für Ihn keine verwendung mehr war und der dann uns nicht mehr mit seinem Halbwissen genervt
hat.
Zurück zu deinem Thema: Unbeliebt ist nicht unbedingt das Gegenteil von beliebt! Es gibt gerade aufgrund der
Historie sehr viele weiterhin in der Pascalwelt sehr glückliche Programmierer, die Ihr Tagesgeschäft aufgrund
guter Basisarchitekturen auch auf dem Spachlevel von Delphi 5 o.ä. erfolgreich gestalten.
Ob die sich dann die Mühe machen, irgendjemand davon zu überzeugen, das Delphi 5 auch für den die Lösung
schlechthin ist, kommt den meisten in unserem Dunstkreis überhaupt nicht in den Sinn. Es gibt aus meiner
Sicht nur ganz wenige "Programmiersprachen-Prediger" in der Delphi Welt, die mit taliban ähnlichen
Argumentationsketten alles andere schlecht reden nur nur die eigene Religion anerkennen.
Der geneigte Delphi/Pascal Programmier reagiert da oft nach dem Motto "Was interessiert es die Eiche,
wenn die Sau sich an ihr kratzt" und beendet uninteressante Monologe von solchen Predigern auch gerne
mal zumindest gedanklich mit "Wenn man mal keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten"
in dem Wissen, das die eigene Plattform bei entsprechender Architektur keineswegs durch eine ganz andere
Programmiersprache in Frage gestellt werden muß.
Nicht alles was neu ist ist auch immer besser, nicht alles was alt ist ist schlechter,...
Jugend ist keine Qualifikation, Alter aber auch nicht ...
Wenn du dich als letzter Mohikaner fühlst, der den Kram noch benutzt, dann hast du sicher gute
Gründe zu wechseln, dafür sehe ich aber inbesondere im deutschsprachigen Umfeld für Delphi/Pascal
keinerlei Gründe, vielleicht sogar ganz im Gegenteil (Ich kenne einige Visual Studio Ablöse-Projekte
für vorhandene Delphi Projekte, wo die Firmen sehr viel Geld drin versenkt haben, aber nie mit dem
neuen Projekt in den Produktionsstatus gekommen sind und daher weiterhin noch Jahrzehnte alten
Delphi Quelltext mitschleppen, der es durchaus verdient hätte, mal aufgeräumt zu werden. Dafür muss man
den aber nicht komplett wegschmeissen. Für Redesign innerhalb der existierenden Welt ist aber immer
nie Zeit und Geld da, die Leute, die frisch von der Uni kommen, basteln da in Ihrer dunklen Textkonsole
so viel unverständliches Zeug in wenigen Minuten zusammen, das jeder gestandene Delphi/Pascal
Programmierer nicht mal Bock drauf hat, das zu verstehen, weil er oft auch weiss, das das Wissen
darüber in 2 Jahren eh wieder durch was anderes ersetzt werden müsste, er aber weiterhin in
seinem Pascal Sourcen seine Aufgaben lösen muss und das auch ziemlich zufrieden erledigen kann,
ohne auf eine andere Sprache zu wechseln ...)