Prinzipiell habt ihr ja recht, wenn man reiner Softwareentwickler ist, dann hat man nach der Vorgabe des Kunden umzusetzen. Punkt.
Wenn man aber vom Kunden den Auftrag bekommt, mit ihm zusammen seine Fachlichkeit zu analysieren und dann in Software umzusetzen, dann ist die Hinterfragung von Vorhandenem erlaubt und erwünscht.
Unter dieser Prämisse halte ich die Hinterfragung von irgendwelchen Strukturen in Schlüsselwerten, Rechnungsnummern ... für zulässig. Kommt dabei heraus, dass das erforderlich ist (nicht nur, weil es schon immer so war, sondern eine plausible fachliche, rechtliche ... Begründung), dann ist das so und wird umgesetzt. Ebenfalls: Punkt.
War halt nie als reiner Softwareentwickler tätig, sondern immer als einer, der zuerst bei der Analyse der vorhandenen Gegebenheiten "mit dabei war" und anschließend "die Umsetzung der Software machen durfte". Eventuell führt dies ja zu deutlich unterschiedlichen Sichtweisen auf die auszuübende Tätigkeit und den Umsetzungsprozeß der Fachlichkeit in Software.
Letzlich ist wesentlich, dass der Kunde mit der neuen Software besser arbeiten kann, als mit dem bisher Vorhandenen.
Dabei ist natürlich sicherzustellen, dass er sein Unternehmen mit möglichst wenigen Anpassungen weiterführen kann. Neue Software darf natürlich nicht dazu führen, dass die ganze Unternehmensstruktur umgekrämpelt werden muss, nur weil mir als Dienstleister gerade danach ist oder ich nicht in der Lage bin, etwas gefordertes umzusetzen. In dem Fall bin ich der Falsche und sollte den Auftrag einem besser Qualifizierten überlassen.
Die gesamten Punkte kann ich voll unterschreiben, sehe ich auch so. Es ist für einen Softwarearchitekten und -entwickler in diesem Bereich auch ein extremer Glücksfall, beim Kunden dabei auf kompetente und diskussionswillige Ansprechpartner zu treffen, mit denen man dann schnell Entscheidungen treffen kann. Je größer der Laden, desto seltener wird man so ein Umfeld finden. Bei ganz kleinen Unternehmen ist da meistens auch nicht so viel Luft.
Ich bevorzuge in dem Umfeld individueller Softwareentwicklung daher den inhabergeführten Mittelstand, bei dem man gute Chancen hat, solche Strukturen vorzufinden. Wir haben ja auch Projekterfahrungen mit ganz großen Konzernen und da sieht man die Abrechnung am Ende auch gerne als Schmerzensgeld an. Auf Dauer wäre für mich die Arbeit für einen Konzern als externer Dienstleister nicht interessant, vom finanziellen Aspekt mal abgesehen.