Die Rechnung was man nehmen muss ist relativ einfach:
Du hast immer das Risiko des Leerlaufes, das musst Du also wenn Du arbeitest mitfinanzieren. Sagen wir mal 4 Wochen im Jahr (kann sein dass Du 3 Jahre keinen Ausfall hast, dann aber 3 Monate händeringend was suchst, wir reden also von Durchschnittswerten. Dann 3 Wochen Urlaub, 2 Wochen Krankheit (darüber Hinaus Krankentagegeld abschliessen!), 3 Wochen Weiterbildung.
Das sind schon 12 Wochen (oder 3 Monate) in denen Du gar nicht arbeitest.
Du hast also 9 Monate 'Arbeitszeit'.
In der Zeit musst Du aber auch Aquise machen (Termine mit potentiellen Neukunden), Deine Buchhaltung, Deine Steuer, und die Zeit in der Du die Rechnung schreibst zahlt Dir auch keiner. Ich würde also von einer Auslastung von ca. 80% ausgehen. Die restlichen 20% sind nicht berechenbare Zeiten.
Du hast also 7,2 Monate berechenbare Arbeitszeit, in denen Du Dein Jahresgehalt erwirtschaften musst. Und das sollte ein gutes Stück höher sein als das, was man als Angestellter verdient, denn sonst rechnet sich zum einen das Risiko und der Aquise-Stress nicht, zum anderen kommt auf das Angestelltengehalt ja auch noch der Arbeitgeberanteil für die ganzen Versicherungen drauf, den man so gar nicht merkt. Aber Versichern musst Du Dich ja auch: Rente, Krankheit (Krankentagegeld für längere Ausfallzeiten), Berufshaftpflicht, Berufsunfähigkeit etc.
Also sagen wir mal, Du willst um die 80k€ im Jahr haben (wäre für eine gesunde Selbständigkeit schon eher tief gegriffen): Da sind wir bei 69 €/h.
Wenn Du einen Monat unter 10k€ Rechnungen schreibst (in den Monaten in denen Du arbeitest) machst Du was falsch.
Aso: Wenn Du als Freelancer Festpreisprojekte machst, machst Du auch grundsätzlich was falsch
So als Background: Ich war von ca. 2004 - 2010 Freiberuflich unterwegs, danach in Festanstellung (mit Familie überlegt man sich das doppelt und dreifach ob man das Risiko tragen will). Ich verdiene jetzt zwar deutlich weniger als vorher, aber ich bin heilfroh dass ich den ganzen Aquisekram nicht mehr an der Backe haben.
Und der Job macht wieder deutlich mehr Spass als früher
Also, wenn Du was anderes suchst, dann such was anderes, aber einfach mal so Freelancen ist vermutlich eher nicht das, was man wirklich will.