Also wenn zig Firmen ihre Daten in der Cloud ablegen, wenn es Bankenlösungen gibt, die Azure-Datenbanken verwenden, halte ich die Überlegungen bezüglich 'wer kommt an meinen Code ran', für überholt. Das, was wir sicher nennen (nämlich unseren PC), ist eben alles andere als Sicher. Das ist so, als ob ich mein Geld nicht zur Bank bringe, sondern im abgeschlossenen Schuhkarton unterm Bett halte.
Wenn man das Thema "Ausspionieren" mal außen vor lässt, halte ich persönlich Webdienste sogar für sicherer als den heimischen PC, was Hardware-Defekte anbelangt.
Gut, die meisten hier werden wohl regelmäßig Backups anlegen (ich gehöre zu meiner Schande nicht dazu), aber trotzdem ist es ärgerlich, wenn sich irgendwo eine Festplatte verabschiedet und man mühsam die Daten aus alten Backups rekonstruieren muss (bzw. in meinem Fall wären viele Daten dann verloren
).
Bei einem Online-Hoster besteht das Problem meiner Meinung nach nicht, zumindest nicht in dieser Stärke. Sicher werden dort auch hin und wieder Festplatten ausfallen, aber die Anbieter sind darauf vorbereitet und es wird kaum zu Datenverlust führen.
Ein zweiter Punkt wäre: Was mache ich im Falle einer DSL-Störung? Urlaub? Termindruck verdrängen? Störungen kommen bei mir (TV-Kabel-DSL) zwar nur alle Schaltjahre mal vor, war aber früher bei anderen Providern eher regelmäßig zu erwarten.
Lasst mich den Gedanken weiterspinnen: Das mag für die meisten von Euch kaum vorkommen, aber was macht man, wenn man sich in einem Bereich aufhält, in dem weder Internet- noch Handy-Empfang herrscht?
Ich programmiere sehr gerne im Urlaub, weil ich da einfach die Zeit finde, mich darauf zu konzentrieren. Mein Urlaub verschlägt mich aber immer wieder mal an Orte, wo ich kommunikationstechnisch "von der Außenwelt abgeschnitten" bin.
Und schon stellt sich mir die Frage nicht mehr, wie sinnvoll Cloud-Dienste sind.
Natürlich sind sie meiner Meinung nach auch verführerisch: Man kann über eine Web-Oberfläche, die wohl jeder halbwegs aktuelle Browser unterstützt, arbeiten, ohne die Software auf dem Rechner installiert haben zu müssen.
Und ein USB-Stick, den man mit sich herumträgt, ist da meiner Meinung nach keine vollwertige Alternative. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass das Programm, mit dem man arbeiten will, auf dem Rechner der Eltern/Freunde/Bekannten/Kollegen/Sonstwem installiert ist, zu viele Programme gibt es (noch) nicht als Portable-Version.
Und das beschränkt sich nicht nur auf "speziellere" [mit denen Otto-Normalverbraucher eher weniger in berührung kommt] Programme wie Delphi. Es fängt schon bei dem Office-Paket an: Ich verwende Office 2013, meine Eltern noch Office 2003, eine Bekannte arbeitet mit Linux. Da bringt es mir wenig, wenn ich meinen USB-Stick dabei habe, ich kann das Dokument nicht bearbeiten. Wenn es im Web liegt, schon.
Oder: Ich will während der Mittagspause bei der Arbeit etwas programmieren/schreiben: Meinen USB-Stick oder eigenen Rechner darf ich natürlich nicht mit auf das Betriebsgelände nehmen, auf dem Firmenrechner dürfen keine privaten Dokumente liegen... Die "Cloud" ist die einzige Möglichkeit.
Von daher: Ja, Cloud ist verführerisch, wenn man seine Dokumente von jedem Ort der Welt aus bearbeiten will, ohne seinen eigenen Laptop überall mitzunehmen.
Sobald man allerdings mit der Tücke der Erreichbarkeit (Leitungsstörungen, "Funkloch") konfrontiert wird, verliert der güldene Schein ganz schnell seinen Glanz...