Für einen Individual-Entwickler einer ... sagen wir ... "Durchschnittskomponente" sehe ich da wenig Chancen - und als GetIt-Nutzer finde ich diese grobe Richtung auch prinzipiell richtig.
Ich finde das sehr schade. Wenn ich mir anschaue, was ich im .NET-Umfeld über NuGet-Packages alles beziehen kann, dann bringt mich der GetIt-Paketmanager nicht weiter. Unter Delphi wird es sich dann wohl weiterhin wie in den neunziger Jahren anfühlen, wenn man mit Fremdbibliotheken arbeitet.
Ich habe mir XE8 jetzt auch mal angeschaut und bin entsetzt. Castalia wirkt reingeklatscht. In der Feature-Matrix wird Castalia in etwa zehn Einträgen direkt oder indirekt erwähnt. Die Refactoring-Methoden sind weiterhin unbrauchbar. Der Test in einem realen großen Projekt einen Methoden-Parameter um zu benennen, führt zuverlässig zu einem
IDE-Absturz. Die "Extract-Method"-Funktion produziert weiterhin Müll. Was bringt mir eine Prozedur mit einem Var-Parameter? Wer will denn damit arbeiten?
Positiv ist, dass die
IDE nicht mehr wegen zu wenig Speicher abstürzt, wenn eine große Projektgruppe (>=3 Echte-Welt-Projekte) kompiliert. Das war es dann aber auch. Die Liste gefixter Bugs beinhaltet nur einen Bruchteil der jahre alten Compiler- und
VCL-Fehler.
Bei der DUnitX-Integration war ich zunächst sehr erfreut. Ich hoffte es kommt endlich ein Testrunner, der in die
IDE integriert ist und vielleicht eine CodeCoverage-Analyse für meine Testfälle. Stattdessen gibt es ein Projekttemplate für den DUnitX-Command-Line-Testrunner.
Was gibt es also für große Neuerungen für einen Nur-Windows-Entwickler?
- Ein minimalistischer nicht offener Paketmanager
- Ein vorinstalliertes Editor-Plugin, das nicht richtig funktioniert
- Direkte DUnitX-Unterstützung ohne moderne
IDE-Integration
Habe ich etwas vergessen? Wahrscheinlich nicht, wenn selbst Embarcadero die überarbeitet Startseite mehrfach in der Feature-Matrix nennt. Offenbar mussten sie krampfhaft nach nennenswerten Einträgen suchen, damit die Liste nicht so leer aussieht. Insgesamt wirkt auch die neueste Version von Delphi völlig veraltet und fehlerhaft. Wer mal mit Visual Studio oder NetBeans ein Projekt C# oder Java umgesetzt hat, wird wissen, in welchen Bereichen Delphi in Puncto
IDE und Sprachfeatures hinterher hinkt.
Mir kommt es ehrlich so vor als ob es Embarcadero völlig egal ist, wie oft das Produkt noch verkauft wird. Den Bestandskunden wird das Geld aus der Tasche gezogen ohne dass es dafür eine echte Gegenleistung gibt. Über viele Jahre war ich ein Delphi-Enthusiast aber was Embarcadero veranstaltet, schreckt mich davor ab, irgendeinem meiner Kunden Delphi zu empfehlen. Mal ganz ehrlich: Selbst wenn die Professional-Version nur 200€ kosten würde, warum sollte ich Delphi XE8 gegenüber anderen IDEs vorziehen?