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AW: Voice-/Sprach-Chat
18. Jun 2014, 10:01
Mein lieber Aphton,
deine Einwände sind akzeptabel und verständlich, wenngleich ich vieles wohl doch anders sehe als du. Für mich heißt entwickeln eben nicht kopieren, sondern – um es mal bildlich auszurücken – das Knäuel an Informationen und irreführenden Vorstellungen in meinem Hirn ent-wickeln, auf daß die Informationsmenge übersichtlich und anwendbar wird.
Auch ich habe nicht vergessen, wie das als Anfänger war, und auch ich hatte wie wohl die meisten Programmierer hochtrabende Vorstellungen und Ziele, die ich aufgrund mangelnder Erfahrung nicht umsetzen konnte. Nachdem ich das erkannt hatte – denn dieser Weg führte in eine Sackgasse –, schraubte ich meine Ziele drastisch herunter und begann quasi noch einmal von vorne, auch weil ich zuvor mit Turbo Pascal gearbeitet hatte und vieles davon in Windows nicht mehr zu gebrauchen war. Ich arbeitete mich durch etliche Einsteiger-Bücher und -Tutorials, begann mit einfachsten Anwendungen wie Adressverwaltung mit typisierten Dateien usw. Erst ein paar Jahre nachdem ich mit Delphi 3 regelmäßig geübt hatte, war ich in der Lage, meine erste semi-professionelle Anwendung zu entwickeln (Veranstaltungs- und Mitgliederverwaltung für einen überregional organisierten Künstlerinnen-Verein mit Delphi 7 personal). Ich benötigte für die beiden Programme fast ein Jahr, was ich heute in ein paar Wochen erledigen könnte (Datenbank, Chart-Komponente, mehr Übung).
Allzu oft erlebe ich hier und in anderen Delphi-Foren jedoch, daß es den Fragestellern einzig darum geht, irgend einen zu finden, der ihnen den Code schreibt. Sicher, man kann diese Einschätzung als überheblich und arrogant etikettieren, was auch häufig geschieht, weil jeder dieser Kandidaten verständlicherweise versucht, den Eindruck zu verwischen, er habe eigentlich kein echtes Interesse am Programmieren, sondern möchte nur eine Copy'n'Paste-Lösung, egal wie. Oft sind diese Leute dann nicht mal in der Lage, die angebotenen Lösungen auch umzusetzen, eben genau so, wie es unser TE hier vorführt. Ich wäre damals als Anfänger auch nicht unbedingt in der Lage gewesen, komplexen Code für so umzubauen, daß er meinen eigenen Anforderungen genügt oder gar selbst Code für komlexere Anwendungen zu entwickeln. Dafür mußte ich mich erst mühevoll einarbeiten, das hat viel Zeit und Ausdauer erfordert, zumal ich mit meinen 53 Jahren auch nicht mehr der Jüngste bin. Mir wäre, nachdem mir damals mein Anfängerstatus richtig bewußt geworden war, nicht im Traum eingefallen, z.B. einen Chat schreiben zu wollen oder eine komplexe Datenbank-Anwendung oder eine Sound- und Video-Bearbeitung.
Aus den genannten und einigen weiteren ungenannten Gründen (z.B. wenn ich sehe, daß ein User nicht mal weiß, daß man Klassen, die man verwenden will und die sich in eigenen Units befinden, in die Uses einbinden muß: das ist Basiswissen!) finde ich mein Vorgehen bzw. meine Reaktion auf bestimmte Usertypen nicht wirklich ungerechtfertigt oder inakzeptabel. Auch scheine ich nicht der einzige zu sein, dem es so ergeht bzw. der so empfindet, nur traut sich das offenbar kaum noch einer zu sagen, weil hier schon derart heftige Angriffe, die bis zur weinerlichen Anklage gingen, gefahren wurden. Das schreckt natürlich ab, und genau das war und ist auch der Zweck solcher Angriffe. Und nein, ich fühle mich nicht von dir angegriffen, du bleibst in deiner Argumentation sachlich und freundlich, auch wenn du Kritik äußerst. Das ist für mich akzeptabel und durchaus erwünscht. Doch letztendlich plädierst du dafür, daß man sich immer die Zeit nehmen soll, ausnahmslos jedem immer alles haarklein zu erklären, auch wenn man den Eindruck hat, daß die Erläuterungen nicht mal im Ansatz verstanden werden oder daß erst gar kein echtes Interesse besteht. Das kannst du ja machen, davon hält dich keiner ab, aber solltest du dann nicht auch akzeptieren, daß andere die Sache vielleicht anders sehen?
Geändert von Perlsau (18. Jun 2014 um 10:10 Uhr)
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