So lange wir hier einen sachlichen Meinungsaustausch führen, empfinde ich den Thread hier als interessante Sammlung von Erfahrungen. Meine:
Die IDE
Ich kann mich leider nur auf die Delphi 2007
IDE beziehen, da ich/wir seit dem keinen Bedarf mehr an Upgrades gesehen haben für unsere Arbeit. Die
IDE ist so weit okay, ErrorInsight kann aber geflissentlich ignoriert werden. (Es hilft meist nur dann, wenn man sich bei einer lokalen Variable verschreibt.) Viele der Funktionen nutze ich persönlich wahrscheinlich gar nicht, weshalb ich hier auch mit wenig mehr als einem Texteditor schon recht zufrieden bin.
Die Frameworks
FMX kenne ich leider (zum Glück?) nur durch's Lesen. Was sich dort so insgesamt lesen lässt, und auch so ein paar konzeptionelle Dinge, führen bisher allesamt dazu dieses Framework so gut es geht zu meiden. Es scheint für den professionellen und produktiven Einsatz einfach nicht gut genug. Die
VCL ist dagegen mein täglich Brot, und da sich bisher keine Cross-Platform Aufgaben für mich ergaben, war sie mir auch stets genug. Besonders die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen 3rd Party Controls (TMS und DevArt allen voran) erlauben mir flüssiges Arbeiten und ein gut nutzbares Produkt.
Die Compiler
Da ich selbst bisher ausschließlich für
Win32 kompiliere, kann ich hier kaum etwas zu sagen. Der
Win32 Compiler tut seine Dienste, und ich hatte noch nie Ärger damit.
Die Dokumentation und Hilfe
Finde ich ziemlich indiskutabel. Für ein für den professionellen Markt gedachtes Produkt ist die Dokumentation fast gleich wichtig wie das Produkt selbst. Hier hat Emba echt übel verpennt. Zum Glück gibt es im Netz alternative Resourcen, aber das kann ja nicht angehen eigentlich.
Die Geschäftspolitik
Die finde ich in den letzten Jahren ausgesprochen fragwürdig. Die vorgenannten Gründe sind für uns alle zutreffend, und ausreichend bis auf weiteres keine Anschaffungen an Delphi IDEs zu machen.
Die Community
Ich halte mich weitestgehend in der
DP auf, und muss zumindest feststellen, dass die Anzahl der Themen mit wirklich "interessanten" Problemen stark zurück gegangen ist. Vieles dreht sich um Fragen auf Schulniveau (welche an sich natürlich wilkommen sind), aber echte spannende softwaretechnische Dinge sieht man leider immer seltener. Auch einige User von früher, die eine Menge Qualität eingebracht haben, scheinen sich umorientiert zu haben.
Die Preise
Hier kann ich Codehunter eigentlich nur nachplappern.
Unterm Strich sieht es für mich so aus: Mein Vater und ich machen hier praktisch alle Entwicklungsarbeit. Ich habe mit Delphi einen Großteil meiner Kindheit und Jugend zugebracht, mein Vater arbeitet seit
TP 2 oder 3 mit dieser Produktlinie. Aber: Wenn mein Vater die Zeit und Lust hätte sich auf etwas anderes einzulassen, wäre ich schon seit einigen Jahren viel mehr mit .NET unterwegs. Sobald er keine Lust mehr hat und aus dem Geschäft ausscheidet, wird dieser Schritt auch vollzogen. Zumindest nach aktueller Faktenlage bzgl. Delphi. Sei es .NET (in Form von Visual Studio oder gar Xamarin) oder etwas anderes, was sich bis dahin als zuverlässiges und aktives Werkzeug erwiesen hat - das ist mir erstmal zweitrangig.
Das soll kein Delphi-Bashing sein, sondern ist meine ganz persönliche und neutrale Einschätzung der Lage, und das, was ich für unser (und später mal mein) Unternehmen als für am besten befinde. Ich wäre weit glücklicher wenn es anders wäre.
Bisher können wir unsere Kunden mit dem alten Delphi sehr zufrieden stellen, aber besonders bei mir wächst der Wunsch nach moderneren internen Prozessen und anderem Arbeiten. Und spätestens sobald mobile Geräte auch in unserem Sektor wichtiger werden, wird es kein Delphi mehr sein. Zumindest nicht in dieser Verfassung.
"When one person suffers from a delusion, it is called insanity. When a million people suffer from a delusion, it is called religion." (Richard Dawkins)