Imho sind hier ein paar Aspekte strikt voneinander zu unterscheiden:
1) Man ist mit Delphi nach wie vor vergleichsweise produktiv unterwegs. Zumindest bei kleinen bis mittleren Projekten, für große Dinge haben andere Sprachen zum Teil entsprechendes Tooling (3rd Party oder Built-In sei hier mal egal), um etwas gleich auf zu sein. Im Mittel natürlich, jede Sprache kommt mit ihren spezifischen Features oder eben dem Fehlen dieser daher.
2) Delphi/Pascal war mal ganz oben auf, mit dabei, und Trendsetter und eben DAS, was man einfach immer nehmen konnte und professionell dabei war. Jetzt ist es ein sehr viel kleinerer Player, und das tut natürlich irgendwo weh. Ich bin mit 31 zwar noch kein wirkliches Alteisen, aber auch ich darf schon traurig sein, wenn lieb gewonnenes einen solchen Wandel mit machen muss. Das führt sicherlich zu viel Frust, der hier auch ganz klar zu lesen ist. Aber ein Wirtschaftlich relevanter Aspekt ist das eigentlich nicht.
3) Firmenpolitik und Marketing. Hier hat Delphi echt immer und immer wieder auf die Mütze bekommen, vom Schöpfer bis heute. Irgendwie haben die Leute kein rechtes Händchen dafür. Früher war es noch einfacher: Man hatte schon einen top Namen, es gab einen überschaubaren Markt, sowohl bei Kunden als auch der Konkurrenz. Hier gab es ganz sicher das fetteste Stück der Verfehlungen.
4) Die Produktqualität ist da vermutlich ein ähnliches Problem, ebenso wie die generelle Ausrichtung. Nach meinem Empfinden hat Emba hier eine seltsame Grätsche gemacht: Der Schwung zu mobile, zu einer Zeit, wo der App-Goldregen schon übers Land hinweg gezogen war, und wo gerade mit Andriod ohnehin schon eine Fülle an freien Tools da waren, die auch die Delphi-Entwickler die für mobile entwickeln mussten anfingen zu nutzen. Und auch in Sachen Mac: Wer damit jetzt anfängt wird zusätzlich zu den Apple-Preisen noch zusätzlich stark belastet, und wer es schon vorher tat, hat bereits mit Objective-C gearbeitet. Warum zurück, und dafür noch Geld ausgeben? (Und sich ein Framework ans Bein binden, dass sich "beta" anfühlt und konzeptionelle Schwächen hat?)
Leider ging der Fokus auf die Kernkundschaft von Delphi dabei etwas flöten. Ja, es gab neues, aber Bugfixes? Meh. Das
QC spricht durchaus Bände. Insgesamt fühlte sich der Mobile-Trip gehetzt an, und hat sich preislich eher an Bestandskunden gerichtet, die spät in diese Sparte einsteigen. Das dürfte ein recht kleiner Anteil sein. Neukunden gibt es bei den Preisen einfach nicht, und die "alten Hasen" wollen/müssen bestehende Desktop Projekte pflegen und wollen/müssen auch meist solche noch weiterhin erstellen. Traditionell bedingt sind es ja gerade die
DB-behafteten Programme, WW-Tools, PPS, und eher technische/industrielle Einsätze - zumindest im professionellen Umfeld. In dieser Ecke aber gab es nicht wirklich viel neues zu verkünden, ausser der aktuellsten Assimilation der
DB-Komponenten.
Unterm Strich: Ich vermute stark, dass die kaufstärksten Delphianer keinen Bedarf an den neueren Versionen haben (im Prinzip alles ab XE), und der Versuch junge neue Märkte und Menschen zu erschließen scheitert am Preiskonzept, dass eher an die vorige Gruppe gerichtet ist. (Und dort auch völlig akzeptabel.) Als letzter Nagel kommt noch eine weitestgehende Kapitulation vor der
MSDN AA. Als Folge von alle dem ist ein Sinken der Popularität buchstäblich vorprogrammiert. Das heisst nur nicht, dass man mit Delphi auf ein Mal nicht mehr gut programmieren kann, oder dass sich damit keine Kundenwünsche befriedigen ließen. Das eine hat mit dem anderen hier finde ich fast nichts miteinander zu tun. Fast.
"When one person suffers from a delusion, it is called insanity. When a million people suffer from a delusion, it is called religion." (Richard Dawkins)