Ein Record-Typ kann einen varianten Teil enthalten, der einer case-Anweisung ähnelt. Dieser variante Teil muss in der Typdeklaration nach den Feldern angegeben werden.
Mit der folgenden Syntax deklarieren Sie einen Record-Typ mit einem varianten Teil:
Delphi-Quellcode:
type RecordTypName = record
Felderliste1: Typ1;
...
Felderlisten: Typn;
case Tag: Ordinaltyp of
Konstantenliste1: (Variante1);
...
Konstantenlisten: (Varianten);
end;
Der erste Teil der Deklaration (bis zum reservierten Wort case) ist identisch mit der Deklaration eines Standard-Records. Der Rest der Deklaration (von case bis zum abschließenden optionalen Strichpunkt) stellt den varianten Teil mit folgenden Komponenten dar:
Tag ist optional und kann ein beliebiger, gültiger Bezeichner sein. Wenn Sie Tag weglassen, entfällt auch der Doppelpunkt (
.
Ordinaltyp bezeichnet einen ordinalen Typ.
Jede Konstantenliste ist eine Konstante (oder eine Liste von Konstanten, die durch Kommas voneinander getrennt sind), die einen Wert des Typs Ordinaltyp bezeichnet. In allen Konstantenlisten darf jeder Wert nur einmal vorkommen.
Variante ist eine Liste mit Deklarationen, die durch Semikolons voneinander getrennt sind. Die Liste ähnelt in etwa den Felderliste: Typ-Konstruktionen im Hauptteil des Record-Typs. Variante hat demnach folgende Form:
Felderliste1: Typ1;
...
Felderlisten: Typn;
Dabei ist Felderliste ein gültiger Bezeichner oder eine Liste von Bezeichnern, die durch Kommas voneinander getrennt sind. Typ ist ein Typ. Der letzte Strichpunkt ist optional. Bei Typ darf es sich nicht um einen langen String, ein dynamisches Array, eine Variante (Typ Variant) oder eine Schnittstelle handeln. Strukturierte Typen, die lange Strings, dynamische Arrays, Varianten oder Schnittstellen enthalten, sind ebenfalls nicht zulässig.
Zeiger auf diese Typen dürfen jedoch verwendet werden. Die Syntax für Records mit varianten Teilen ist kompliziert, ihre Semantik ist jedoch einfach. Der variante Teil eines Records enthält mehrere Varianten, die sich denselben Speicherplatz teilen. Auf die Felder einer Variante kann jederzeit ein Lese- oder Schreibzugriff ausgeführt werden. Wenn Sie allerdings zunächst in ein Feld einer Variante schreiben und anschließend in ein Feld einer anderen Variante, kann das zum Überschreiben der eigenen Daten führen. Falls vorhanden, agiert Tag als gesondertes Feld (des Typs Ordinal) im nichtvarianten Teil des Records.
Variante Teile erfüllen zwei Funktionen, die sich am besten anhand eines Beispiels verdeutlichen lassen. Angenommen, Sie möchten einen Record-Typ erstellen, der Felder für unterschiedliche Daten enthält. Sie wissen, dass Sie nie alle Felder einer einzelnen Record-Instanz benötigen werden. Ein Beispiel:
Delphi-Quellcode:
type
TEmployee = record
FirstName, LastName: string[40];
BirthDate: TDate;
case Salaried: Boolean of
True: (AnnualSalary: Currency);
False: (HourlyWage: Currency);
end;
Diesem Beispiel liegt die Überlegung zugrunde, dass ein Angestellter entweder ein jährliches Festgehalt (AnnualSalary) oder einen Stundenlohn (HourlyWage) erhält, und dass für einen Angestellten immer nur eine der Zahlungsarten in Frage kommt. Wenn Sie eine Instanz von TEmployee anlegen, braucht also nicht für beide Felder Speicherplatz reserviert zu werden. In diesem Beispiel unterscheiden sich die Varianten nur durch die Feldnamen. Die Felder könnten aber auch unterschiedliche Typen haben. Hier einige komplexere Beispiele:
Delphi-Quellcode:
type
TPerson = record
FirstName, LastName: string[40];
BirthDate: TDate;
case Citizen: Boolean of
True: (Birthplace: string[40]);
False: (Country: string[20];
EntryPort: string[20];
EntryDate, ExitDate: TDate);
end;
type
TShapeList = (Rectangle, Triangle, Circle, Ellipse, Other);
TFigure = record
case TShapeList of
Rectangle: (Height, Width: Real);
Triangle: (Side1, Side2, Angle: Real);
Circle: (Radius: Real);
Ellipse, Other: ();
end;
Der Compiler weist jeder Record-Instanz so viel Speicherplatz zu, wie die Felder in der größten Variante benötigen. Die optionalen Komponenten Tag und Konstantenliste (wie Rectangle, Triangle usw. im letzten Beispiel) spielen für die Art und Weise, wie der Compiler die Felder verwaltet, keine Rolle. Sie erleichtern lediglich die Arbeit des Programmierers.
Wie bereits erwähnt, erfüllen variante Teile noch eine zweite Aufgabe. Sie können dieselben Daten so behandeln, als würden sie zu unterschiedlichen Typen gehören. Dies gilt auch in den Fällen, in denen der Compiler eine Typumwandlung nicht zulässt. Wenn beispielsweise das erste Feld einer Variante einen 64-Bit-Real-Typ und das erste Feld einer anderen Variante einen 32-Bit-Integer-Wert enthält, können Sie dem Real-Feld einen Wert zuweisen und anschließend die ersten 32 Bits als Integer-Wert verwenden (indem Sie sie beispielsweise an eine Funktion übergeben, die einen Integer-Parameter erwartet).