So, trage ich doch auch mal was zu bei.
Ich studiere Bachelor Angewandte Informatik (mit Anwendungsfach Elektrotechnik) an einer kleineren Uni (15.000 Studenten).
In den Vorlesungen sind wir mittlerweile nur noch um die 50/60 Leute (in den "Anfangs"-Vorlesungen waren es mal über 300). Das finde ich aber die optimale Größe, man kann einfach Fragen stellen in der Vorlesung wenn man mal was nicht sofort verstanden hat und die Übungsgruppen sind oft schön übersichtlich, dass der Tutor jeden mit Namen ansprechen kann
Ich könnte mir nicht vorstellen ständig mit 400 oder mehr in einem Hörsaal zu hängen.
Der Studiengang besteht (aus dem Kopf heraus) aus folgenden Themen:
Aus Bereich "typische Informatik"
- Einführung Programmierung (C++/Java/
OOP/
UML usw., Entwicklungsmodelle (Wasserfall etc.), Alogrithmen)
- Lineare Algebra
- Diskrete Mathematik
- Betriebssysteme (Speicherverwaltung, Synchronisation, Prozesshandling)
- Rechnernetze
- Wissensbasierte Systeme, künstliche Intelligenz
- Softwaretechnik
- Datenbanksysteme
- Computergraphik
Aus Bereich "theoretisch Informatik" (absolut "bäh"
)
- formale Sprachen/Automaten
- Komplexitätstheorie
- Berechenbarkeit
- Compilerbau
- Theorie der Programmierung
Aus Bereich "technische Informatik"
- Schaltwerke/Schaltnetze
- Mikroprozessoren/Systeme - Embedded Systems
- Rechnerarchitekturen
Aus Bereich "Elektrotechnik"
- Höhere Mathematik
- Gleichstrom/Wechselstromnetze
- Halbleiterphysik
- Signal/Systemtheorie
Zusätzlich kommen noch einige Praktika (im Sinne von praktischem Seminar, nicht das man da in ein Unternehmen geht) hinzu, welche eigentlich am meisten Spaß machen. Außerdem vertieft man sich noch in vielen Fächern, je nachdem was man machen will.
Ich find den Studiengang nach wie vor klasse, man lernt eben nicht nur typische Informatik sondern ist auch in der Lage sich der Hardware anzunähern. Auch wenn der Elektrotechnik-Part gefühlt härter ist als der Informatikanteil würd ich es nochmal so wählen.
Dann zähl ich nochmal auf was ich so aus den anderen Studiengängen mitbekomme:
Anwendungsfach Mathematik: 90% wechseln zu Elektrotechnik, ist wirklich nur was für Beweis-freudige Mathematiker
Anwendungsfach Medien: hier sitzen eher die, die der typische Bürger als "leicht komische Leute alias Informatiker" bezeichnen würde
Wirtschaftsinformatik: 3 Semester Informatikvorlesungen, der Rest BWL - find ich wie alle Wirtschaftswissenschaften eher weniger sinnvoll
Zu Theorie/Praxis-Verhältnis noch: Ja, das Studium an einer Uni ist Theorie-lastig und ich weiss nicht wie oft ich schon die Augen verdreht hab beim Lernen, aber die Praxis kommt definitiv nicht zu kurz. Programmieren lernt man ja eh nur aus der Übung und das macht man für die Übungen der Vorlesungen auch. Da wird einem in der Vorlesung z.B. die Synchronisation von Threads/Prozessen auf der theoretischen Basis erklärt und in der nächsten Übung baut man sowas selbständig. Also man muss schon die Fähigkeit besitzen sich selbst durch sowas zu beißen (jetzt vllt nicht grade bei Synchronisation) und darf nicht erwarten, dass einem Anleitungen zu Programmieren gegeben werden.
Das ist denke ich einer der Punkte warum sich die Studentenzahl in den ersten zwei Semester rapide minimiert. Viele erwarten nämlich genau das und werden arg überrascht.
So, genug geschrieben, der Akku nähert sich dem kritischen Bereich.
Grüße
Webo