Einzelnen Beitrag anzeigen

Benutzerbild von Assarbad
Assarbad

Registriert seit: 8. Okt 2010
Ort: Frankfurt am Main
1.234 Beiträge
 
#41

AW: IT: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

  Alt 16. Feb 2011, 15:52
Und was das Benutzen von Dingen angeht, deren Interna man nicht versteht, war schon immer so und es wird immer schlimmer werden je komplexer die Technik wird. Das wird sich nicht verhindern lassen. Ist in der Wissenschaft genauso. Früher konnte ein Mensch noch das gesamte Wissen lernen. Heute ist das unmöglich, weswegen es ja auch so viele Spezialisten und Fachgebiete gibt.
Auch wenn ich nicht die Quellen von Facebook kenne, kann ich doch aufgrund meines Grundlagenwissens auf anderen Gebieten einschätzen daß Facebook und Datenschutz zweierlei sind. Dazu brauche ich keine Medienkampagnen welche mich aufklären wollen. Und das ist es was ich meine. Nur weil ich Assembler verstehe und schreiben kann, kenne ich auch nicht alle Details wie ein Prozessor physisch funktioniert. Aber auch hier kenne ich einige Grundlagen und weiß sozusagen wo die Grenzen meines Wissens sind.

Und viele der "Spezialisten" heutzutage scheinen mir eher nach dem Prinzip vorzugehen: "Unter den Blinden ist der Einäugige König". Als vor 3-4 Jahren mal ein Freund fragte ob ich ihm bei einer MySQL-Sache zur Hand gehen könne, meinte ich zu ihm, daß ich aber nur sehr wenig Erfahrung damit hätte und außer einigen lokalen Anwendungen nur innerhalb von phpBB damit zu tun gehabt hätte. Daraufhin meinte er scherzhaft, daß ich damit vermutlich schon mehr Fachwissen auf diesem Gebiet hätte als so mancher MySQL-Berater (neudeutsch: Consultant). Heute ist zT schon "Spezialist" wer eine Websuchmaschine bedienen kann.

Übrigens: die "Erleuchtung" in Sachen SQL (allgemein, auch wenn das Buch ansonsten einen Dialekt behandelt) kam mir erst beim Lesen von "The Definitive Guide to SQLite", welches die theoretischen Grundlagen in den ersten Kapiteln anschaulich und ausführlich behandelt. Und das ist vielleicht gerade über ein Jahr her.

Und was den Fortschritt in der Softwareentwicklung angeht, wie oft hat man ein Projekt begonnen und in der Mitte noch mal von neuem begonnen, weil irgendein Entscheider der Meinung war, man müsste es mit der neusten Technologie umsetzen, die inzwischen auf den Markt gekommen ist.
Von Entscheidern zu reden halte ich hier schon für gewagt. Meistens mangelt es gerade an Entscheidungen, weshalb die vorläufigen Zwischenentscheidungen auf unterster Ebene dann einfach aufgegeben werden (können). Denn es war ja nicht die Entscheidung des "Entscheiders" auf der obersten Ebene. Unverbindlich eben.

Ein Entscheider steht zu seinen Entscheidungen und versteht es den Kurs zu korrigieren ohne das Projekt sterben zu lassen - und ggf. heißt das auch mal ein Projekt komplett aufzugeben wenn es sich totgelaufen hat. Das ist aber auch eine bewußte Entscheidung - im Gegensatz zu einem Projekt das bspw. schon vor x Jahren tot war, aber weiterläuft, weil keiner die Eier hat es für tot zu erklären. Entscheider sind eben entscheidungsfreudig. Da kenne ich heute kaum noch Leute - im Speziellen noch weniger die zu ihren Entscheidungen im Nachhinein noch stehen.

Ich sehe das als weiteres Symptom dieser um sich greifenden Unverbindlichkeit im Zusammenhang mit dem landläufigen ADHS (oder wie immer man es bezeichnen will). Warum denn ein Buch lesen, ich hab doch das Internet? Und jeder ist im Internet Experte ...
Oliver
"... aber vertrauen Sie uns, die Physik stimmt." (Prof. Harald Lesch)
  Mit Zitat antworten Zitat