Delphi feierte vor 2 Tagen seinen 16 Geburtstag (Delphi 1 kam am 14. Februar 1995 auf den Markt).
Seitdem wurde die ein oder andere Sau durchs Dorf getrieben und die Auguren und Apologeten der verschiedenen Glaubensrichtungen haben den baldigen Tod von Delphi vorausgesehen.
Schon kurz nach dem Release kam etwas in den Markt, was Delphi dahinraffen sollte: Java.
Anwendungen laufen nur noch im Browser, Java Applets oder gar ganze Anwendungen werden in leistungsschwachen, bunten, dummen Terminals laufen (NetPCs) und die Marktmacht von Windows durchbrechen. Selbst ein komplettes Office Paket (Corel Office) wollte man im Browser/Net-PC laufen lassen. Sun hatte damals noch ganz groß vor, dicke Server zu verkaufen. Haben sie auch zum Teil ganz gut hingekriegt. Nie habe ich persönlich so viele dicke Sun-Rechner gesehen, wie zum Ende der 1990er Jahre.
Dutzende, gar hunderte Start-Ups wurde mit Geld zugeschüttet für die absurdesten Ideen. Mit Java, dem Internet und ganz viel Geld war die Lücke für Delphi sehr klein geworden....
Doch dann zerplatzte die Dot-
Com-Blase und vieles von Sun, Java, Net-PCs und dem Browser-Krieg ist seitdem Geschichte. Auf den Desktop Clients läuft zur Freude von Microsoft weiterhin Windows. Java hat sich auf den Server zurückgezogen (und ist im Client-Bereich gescheitert).
Delphi hat es überlebt.
Doch halt.... Eine neue Bedrohung macht sich für Delphi breit: Delphi wird nun doch sterben.
Das erstarkte und mittlerweile sehr dominierende Microsoft (Marktanteil im Client Bereich von 95%, Browsermarktanteil zu Beginn des 21. Jahrhunderts ebenso) will was Neues machen: Windows überall. Auf Taschencomputern (so hiessen die Smartphones damals noch), auf Servern und natürlich auch auf dem Desktop. Dazu braucht es, ähnlich wie bei Java, eine Abstraktionsschicht. Microsoft nennt das ".Net Framework".
Der Tod von Delphi. Schon bald wird es Microsoft sicherlich nicht mehr erlauben, dass auf zukünftigen Betriebssystemen nativ und direkt
Win32-Programme ausgeführt werden. Microsoft programmiert sogar ein neues Windows, welches komplett auf .Net aufbaut: Windows Longhorn.
Win32-Programme nur noch als Emulation... Wir sollten Microsoft dankbar sein für diesen Schritt. Endlich mal alte Zöpfe abschneiden.
Longhorn ist mittlerweile auch Geschichte... Ja das sich manifestierte Produkt "Windows Vista" wollte gar nicht so gut im Markt aufgenommen werden. Nicht nur wegen dem .Net-Geraffel, sondern weil Microsoft sich leicht überschwänglich, schon fast arrogant, übernommen hat. Wichtige Neuerungen, die für "Longhorn" noch angekündigt wurden, sind wieder rausgeflogen und selbst im Nachfolger von Longhorn noch nicht drin....
Auch das hat Delphi überlebt..... Doch dann kam das Obst aus Cupertino. Der Apfel hat einen wesentlichen Unterschied zur Java und .Net-Blase. Der Markt von Apple ist natürlich, organisch gewachsen. Ohne Zukäufe, ohne Hype. Eine Bedrohung für Delphi?
Nein. In diesem Fall handelt es sich um einen ernstzunehmenden Markt. Apple ist mittlerweile einer der größten PC-Hersteller weltweit. Delphi goes Mac. Delphi bleibt aber auch bei seinen Ursprüngen: Windows. Sofern Microsoft auch
Win32/Win64 in Zukunft unterstützen wird. Aber davon kann man heute ausgehen. Auch MIcrosoft ist lernfähig.
So wird dieses Jahr das spannenste für Delphi in seiner 16 jährigem Geschichte.... Hoffentlich überlebe ich das
NB: Dieses Posting entstand auf einem iPad