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Delphi 2007 Enterprise
 
#44

AW: Abseits der Delphi Pfade - Was würdet ihr bei einem Wechsel nutzen?

  Alt 14. Aug 2010, 03:55
Ich hab hier auch noch einen Erfahrungsbericht Delphi -> C# anzubieten.

Irgendwo auf den ersten Seite war die Rede von "wenn ich mal schnell was basteln will/muss, nehme ich immer noch Delphi, da kenne ich mich drin aus". Das ging mir ganz genau so. Und zwar so rund 3 Monate ab #Develop-Installation, und seit dem fühle ich mich mit C# schneller - aber auch NUR wenn ich kein Datenbankgelümmel hab, weil da muss ich mich doch noch sehr an den ".NET-Way" gewöhnen.

Vieles mag auch an der IDE liegen, insbesondere, dass die Auto-Completion von #Develop einfach nur Zucker ist. Die schlägt nämlich nicht erst nach dem ersten .-Operator zu, sondern sofort. Und merkt sich, was ich im gegebenen Kontext mit den Anfangsbuchstaben zuletzt ausgeschrieben hab, und selektiert das gleich. Dadurch hab ich so Dinge wie "MyClassWithANiceLongDescriptiveName.AClassField.M ethodThatDoesSomething(fooBarFooFooSuperbar);" im Idealfall mit Drücken von "M.A.M(f[Enter]" abgehandelt. Sahne!

Die Formulareditoren von #Dev und VS stehen dem von Delphi auch in nichts mehr nach (man merkt ganz klar was hier Vorbild war), der Workflow im Code ist genial (allein schon die for-Schleifen fluppen besser wenn man sich ein mal umgewöhnt hat), und man hat praktisch alle modernen Tools wie integriertes sehr robustes Debugging, und prima Refactoring und Reflection genau so. Case-Sensitivity ist ebenfalls alles andere als ein Nachteil, wenn man nicht mutwillig Mist baut, was hier ja eh keiner tun würde .

Ich habe seit ~18 Jahren Pascal/Delphi fast ausschließlich genutzt, wurde im Studium mit etwas Java gequält, und habe nie zuvor ernsthaft einen C-Dialekt geschrieben oder gelesen. Nach 4 Monaten und einem größeren Projekt fühle ich mich zu 85% migriert, und sehr wohl. Ich tu mich bisher nur bei der DB Anbindung schwer, was aber wohl hauptsächlich eher daran liegt, dass ich es bislang nicht wirklich ernsthaft angegangen bin, bzw. gesucht habe, was es da überhaupt so alles gibt.

Gerade als Delphianer kann man sehr viel Gewohnheiten bzgl. der Strukturen und Konzepte mitnehmen, und die Namespaces zum täglichen Handwerkszeug hat man nach kurzer Zeit auch intus. Natürlich geht es nicht ganz ohne Umstellung, die auch Zeit kostet. Aber ich fand die Lernkurve (mit Delphi-Hintergrund) zu C# sehr flach, wenn ich das mal mit meinen VB und C++ und Java Versuchen vergleiche.
Und zuguterletzt ist das MSDN nun wirklich keine schlecht ausgebaute Hilfe!

Einziges (potentielles) Manko: Man bewegt sich hauptsächlich in der Microsoft-Welt. Das ist dann komplett Abwägungssache, und vom individuellen Fall abhängig ob das okay ist oder nicht. (Wer Delphi (und eben nicht FP) nutzt kommt ohnehin aus der selben Ecke.) Mono und Konsorten sind zwar nett, und funktionieren weitgehend auch erstaunlich gut, jedoch würde ich im professionellen Umfeld darauf NICHT setzen. Zumindest nicht, bis dort eine recht verlässliche Organisation drüber steht, was z.B. MySQL (pre-Oracle) erheblich zur Salonfähigkeit verholfen hat. Als (durchaus gutes und ambitioniertes) Spaß-Projekt einer Community habe ich damit aber zu wenig planerische Sicherheit, um es für teuer Geld und oftmals nicht wenig Verantwortung einzusetzen bzw. zu verkaufen / darauf zu setzen.
Ich, der ich von Delphi kommt, fühle mich hierdurch aber in keinem Moment eingeschränkt.

Mittlerweile würde ich mich in C# als ähnlich zu Hause wie in Delphi beschreiben, und ich benutze beide Sprachen gerne, die eine für manche Aufgaben lieber als die andere und umgekehrt. Und genau so sollte es meiner Meinung nach auch sein.
Und das als bekennender Ex-Curly-Bracers-Hasser

Generell:
Im Grunde kann man nur empfehlen, mal mit den verschiedensten Sprachen ein mittleres Privatprojekt (ernsthaft) durchzuführen, wenn man die Zeit dazu hat. Das erschien mir bisher als bester Weg zum Kennenlernen. Man darf halt nicht davor zurück schrecken in den ersten 1-3 Wochen hauptsächlich Docs und Foren zu durchwühlen - das ist bei jeder Sprache angesagt. Ein Kunde wird einem diese Zeit nicht vergüten, also ist sowas für Selbständige Freizeitvergnügen. Einem Arbeitgeber könnte an sowas allerdings ggf. etwas liegen, so dass vorsichtiges Nachfragen nach vergüteter Fortbildung evtl. sogar Flexibilität MIT Bezahlung bedeuten könnte.
"When one person suffers from a delusion, it is called insanity. When a million people suffer from a delusion, it is called religion." (Richard Dawkins)

Geändert von Medium (14. Aug 2010 um 03:58 Uhr)
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