Hallo!
Das hier ist der "Machs gut Windows XP war eine schöne Zeit mit dir"-Thread. Denn bekanntlich ist 2013 das letzte Jahr für XP bevor es aus dem Support genommen wird. (Ok, eigentlich erst im April 2014, aber wer wartet schon so lang) Hier könnt ihr eure Erinnerungen an XP festhalten, gute wie schlechte.
Wenn ich so zurückdenke an die Anfänge von XP, dann hätte ich es damals nie für möglich gehalten, dass es das erfolgreichste Windows werden würde. Denn die Meinungen waren ganz am Anfang mehr als negativ: Ein NT-Kernel taugt nicht zum spielen, die meisten DOS-Spiele laufen da nicht, wegen der Zwangsaktivierung macht Microsoft jetzt den Big Brother, das ganze Trullala um Palladium/NGSCB, träge sollte es sein und besonders hohe Anforderungen an den Rechner stellen.
Der erste Rechner, auf dem das ungeliebte Kind bei mir lief war ein Pentium MMX 233 MHz mit 64 MB
RAM und 1,2 GB HDD. Der steht übrigens heute in meinem kleinen Hardware-Museum. Bis das erstmal lief dauerte es aber denn das erste was das Setup machte war... IRQ_NOT_LESS_OR_EQUAL. Cirrus hatte wohl nicht genug Sponsorengelder nach Redmond überwiesen, jedenfalls musste ich die Graka gegen eine Spea V7 STP tauschen. Die war zwar auch nicht mehr neu aber lief immerhin.
Damals ärgerte mich vorallem ein Bug im XP: Hatte man Capslock gedrückt musste man zum Abschalten nochmal Capslock drücken statt wie unter Win 98 Shift. Das konnte man ja in den erweiterten Tastatureinstellungen ändern. ABER: Dieser verfuckte "Erweitert"-Button wird deaktiviert wenn man die englische Tastatur löscht. Also muss man sich daran gewöhnen, erst die Einstellung zu ändern und dann die EN-Tastatur zu löschen. Dieser Bug ist übrigens heute noch im XP enthalten. Wer nutzt eigentlich ganz praktisch diese schnelle Umschaltung für Tastaturlayouts, die es bis Windows 7 heute noch gibt?
Seltsam sah dieses neue XP aus: Quietsch-Bunt, blaue Fensterrahmen, rote Schließen-Buttons und diese grüne Wiese wie aus einem LSD-Trip. Also waren die ersten Handgriffe die ich bei jeder Neuinstallation von XP machte: Klassischer Desktop, klassisches Startmenü, "Kristall" als Hintergrundbild, die Capslock-Shift-Umstellung, EN-Tastatur löschen und die Sprachenleiste sowie Desktopbereinigung abschalten. Diese nervige XP-Tour weglicken war auch jedesmal angesagt. Irgendwann hab ich mir dann eine Unattended-CD gebacken wo das alles schon so vorgegeben war.
Eins musste man XP lassen: WENN es erstmal installiert war und lief, dann lief es stabil. Bluescreens habe ich in der ganzen Zeit eigentlich nur gesehen wenn eine Hardware defekt war oder Treiber nicht passten. Man muss aber auch festhalten, dass XP die selbe Krankheit hat wie alle Windows' vorher und danach: Je länger man es benutzt und je öfter man Programme (oder Windows-Updates) installiert, umso länger dauert der Boot-Prozess.
Rückblickend kann ich sagen: Bei JEDER neuen Windows-Generation die heraus kam warb Microsoft damit "Das bootet jetzt viel schneller als [xyz]" - Was ja auch stimmt in den ersten paar Wochen/Monaten.
Im Domänennetzwerk fühlte sich XP anfangs an wie ein NT4. Damals 2001 waren die 2000er Server noch nicht so weit verbreitet und so dockten die meisten XP anfangs an NT4-Servern an. Active Directory gabs demzufolge nicht und so liefen bei jedem Login erstmal ellenlange NETLOGON-Batchscripte. Die Admins von damals hatten eine echte Abneigung gegen Netshares, darum wurde einem erstmal per Script das komplette Alphabet an Laufwerksbuchstaben zugewiesen.
Was XP von Win 98 übernommen hatte und ich heute unter Win 7 sehr vermisse war die Möglichkeit, Schnellstartleisten anzulegen und dann aus der Taskleiste heraus zu ziehen und an einem beliebigen Bildschirmrand anzudocken. Da können die Redmonder das heute von mir aus Superbar nennen beim Win 7, für mich ist das nur Superschrott.
Aus Entwicklersicht seltsam waren vorallem diese Verzeichnisstrukturen. Man musste sich ja erstmal dran gewöhnen dass man nicht mehr im Programmverzeichnis herumschreiben durfte sondern Konfig-Dateien etc. ins APPDATA- oder USERDATA-Verzeichnis gehörten. Die Strukturen gab es zwar schon unter Win 2000, doch
IMHO hatten dort per Default die Standardbenutzer noch Schreibrechte im Programmverzeichnis.
Für uns Delphianer war die Luna-Oberfläche noch ein besonderes Problem: Hatte man ein älteres Delphi, wurden diverse Fensterskalierungen nicht richtig umgesetzt. So hingen dann schon mal ein paar Buttons zu Hälfte aus dem Fensterrahmen heraus. Aber ehrlich gesagt: Ohne diese Probleme hätte ich mir nie angewöhnt, beim Design eines Formulars auf alle Aligns und Anchors zu achten.
Nachdem man dem XP die Kinderkrankheiten ausgetrieben hatte und SP1 verfügbar war, da war XP auf einmal ein sehr robustes und zuverlässiges Windows. Kein Vergleich mehr mit Win 98, das bei jeder Gelegenheit gleich den Blaumann machte. Zwar musste man über Jahre hinweg aufpassen wie ein Flitzebogen, dass einem das Windows-Update nicht dieses WGA-Ding unterschob - nicht weil man eine geklaute Version hatte sondern weil ganze OEM-Chargen fälschlicherweise blacklisted waren.
Ja und so residierte XP über eine Dekade auf meinen Rechnern. Auf einem Laptop habe ich es heute noch drauf. Wäre die Support-Problematik nicht, ich glaube ich würde es bis in alle Ewigkeit weiter nutzen. Denn so viele durchschlagende und vorallem überzeugende Neuerungen sind in Vista, 7 und 8 ja objektiv nicht enthalten dass man unbedingt wechseln müsste. Ok, von der besseren 64-Bit-Unterstützung mal abgesehen.